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„¡Vacaciones!“ – Warum nicht mal Ferien im Museum verbringen?

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In den Sommerferien, vom 26. Juli bis 4. September, bieten die Staatlichen Museen zu Berlin ein abwechslungsreiches Programm für Kinder und Jugendliche. Allein 15 mehrtägige Workshops laden zum intensiven Erkunden der Museen und zum eigenen Gestalten ein.

Zeit, eine Blaupause einzulegen! Rund 20 Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren erprobten im Atelier im Kulturforum diese ungewöhnliche Vervielfältigungstechnik. Und nicht nur das – drei Tage lang erkundeten sie im Rahmen eines Osterferienworkshops die Ausstellung „Wir suchen das Weite. Reisebilder von Albrecht Dürer bis Olafur Elisson.“ Die Ausstellung bietet reichlich Themen, die gut zur Ferienzeit passen: Welche Vorstellungen vom Reisen hatten die Künstler der Renaissance? Von welchen Reisezielen träumen zeitgenössische Künstler? Wie sehen Reisepostkarten, -briefe oder -tagebücher von Künstlern aus? Lotta, eine achtjährige Workshopteilnehmerin,
bringt es auf den Punkt: „Die Ausstellung selbst ist wie eine Reise!“ Und auch die anderen Mädchen und Jungen waren während des Workshops auf Achse: Immer wieder ging es in die Ausstellung hinein, um zu beobachten, zu erzählen und zu diskutieren. Ausflüge in die Umgebung des Museums folgten.

 © Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016
© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016

Draußen erstellten die Kinder mit Buntstiften Zeichnungen, die ihnen wiederum als Material für eigene Reiseideen dienten. Im Atelier wurden diese dann mit verschiedenen Drucktechniken vervielfältigt, nicht nur als Blaupause, sondern auch als Monotypie oder im Hochdruckverfahren. Die Künstlerin Paula Müller, die den Workshop begleitete, gab Tipps und lieferte Anregungen. So entstanden Postkarten und Reisetagebücher von erträumten Reisezielen. Der zehnjährige Leon kommentiert: „Auf der Reise hat man meist schon ein Bild vom Ziel im Kopf. Beim Ankommen wird dieses oft von der Realität ausgelöscht.“ Die verbildlichten Traumreisen der Kinder haben ein hohes Potential an Fernweh und zugleich erwecken sie Lust, die Ausstellung im Kupferstichkabinett zu besuchen.

© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016
© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016

Insgesamt 15 verschiedene dreitägige Workshops für Kinder und Jugendliche bieten die Staatlichen Museen zu Berlin in den kommenden Sommerferien an. Um das Thema Reisen und Sommer geht es dann auch im Workshop „Halt den Sommer fest!“ in der Alten Nationalgalerie. Angeregt durch die Werke des Impressionismus und Pointillismus gestalten die Teilnehmer- Innen flirrende Sommerbilder. Bei gutem Wetter beziehen die jungen Malerinnen und Maler ihr Atelier draußen im Kolonnadenhof. Eine imaginäre Ferienreise nach Spanien unternehmen die Teilnehmer des Workshops „¡Vacaciones!“ zur Ausstellung „El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez“ in der Gemäldegalerie. Eine ganz andere Art des Reisens thematisiert der Workshop „Traumhausen, Räume suchen, erfinden, bauen und erforschen“ im Museum Europäischer Kulturen, bei dem es um Erfahrungen geflüchteter Kinder und den Wunsch nach einem Ort zum Wohlfühlen gehen wird. Ergänzend zu den mehrtägigen Veranstaltungen finden an fast allen Museumsstandorten Workshops oder Ausstellungsgespräche an den Wochenenden statt. Das Themenspektrum ist groß – warum also nicht mal Ferien im Museum verbringen?

© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016
© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016

Das Sommerferienprogramm ist unter diesem Link einsehbar. In allen Museen liegt es außerdem als Heft aus und kann als pdf heruntergeladen werden.
Das vollständige Bildungs- und Vermittlungsprogramm der Staatlichen Museen zu Berlin: www.smb.museum

© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016
© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016

Titelbild:
© Staatliche Museen zu Berlin / Anika Büssemeier, 2016


Ein Denkmalpflegeprojekt. Die Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie

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Die Neue Nationalgalerie steht aufgrund ihrer herausragenden architektonischen und zeitgeschichtlichen Bedeutung auf der Denkmalliste des Landes Berlin. Welche Ziele haben sich die Projektbeteiligten für die Grundinstandsetzung angesichts der hohen denkmalpflegerischen Ansprüche des Gebäudes gesetzt?

Bei der Sanierung der Neuen Nationalgalerie soll auf eine optische Auffrischung oder ästhetische Modernisierung nach heutigem Zeitgeschmack verzichtet werden. Die Grundinstandsetzung soll das Haus im bautechnischen Sinne ertüchtigen, aber in seiner äußeren und inneren Erscheinung kaum verändern – so steht es in einem grundlegenden Thesenpapier.

Als Vorbereitung für die Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie entwickelte der externe Berater Fritz Neumeyer, emeritierter Professor für Architekturtheorie an der TU Berlin und profunder Kenner Mies van der Rohes, gemeinsam mit dem Bundesamt für Raumordnung und dem Landesdenkmalamt Berlin eine denkmalpflegerische Zielvereinbarung, die auf einer umfangreichen Bestandserfassung und denkmalpflegerischen Bewertung basierte. Das nachfolgend im Vergabeverfahren ausgewählte Büro David Chipperfield Architects entwickelte die Thesen der Zielvereinbarung in einem intensiven Diskussionsprozess mit den Projektbeteiligten weiter.

Die Holzoberfläche der Garderobe. Im Bildhintergrund liegen die Paneele demontiert und gestapelt auf dem Boden. Foto: schmedding.vonmarlin.
Die Holzoberfläche der Garderobe. Im Bildhintergrund liegen die Paneele demontiert und gestapelt auf dem Boden. Foto: schmedding.vonmarlin.

Dazu zählen die Staatlichen Museen zu Berlin als Nutzer, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Eigentümer und das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung als deren Bauherrenvertretung, die Berliner Denkmalpflege sowie die Berater Dirk Lohan und Fritz Neumeyer. Ziel des Thesenpapiers ist es, für das Denkmalpflegeprojekt Neue Nationalgalerie eine konzeptionelle Richtlinie zu formulieren, aus der sich viele Detailentscheidungen gemeinsam mit dem Nutzer und dem Bauherrn ableiten lassen. „Wenn man mit einem Projekt dieser Komplexität beginnt, braucht man relativ lange, um die tatsächlich relevanten Fragestellungen zu identifizieren. Eine passgenaue Aufgabenstellung ist jedoch essentiell notwendig, um gute Lösungen zu entwickeln“, so Martin Reichert, Projektmanager und Partner im Berliner Büro von David Chipperfield.

“Die Materie ernst nehmen“
Die Detailtiefe des Thesenpapiers reicht dementsprechend weit. Selbst Nebenbereiche wie die Sanitärräume sollen in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhalten oder wieder hergestellt und nicht dem heutigen Geschmack angepasst werden. Ebenso wenig ist eine nachträgliche Idealisierung des Gebäudes „im Sinne von Mies“ Ziel der Architekten. Die Neue Nationalgalerie trägt beide Seiten in sich: die klassizistische Überhöhung als moderner Tempel ebenso wie pragmatische, für die Erbauungszeit typische Lösungen. Beide Facetten sollen in der Grundinstandsetzung zu ihrem Recht kommen. „Eine nachträgliche Korrektur verfälscht das Zeitdokument und nimmt ihm seine Authentizität“, so die Architekten im Thesenpapier.

Ausgebaute Gitter mit Inventarnummern. Foto: schmedding.vonmarlin.
Ausgebaute Gitter mit Inventarnummern. Foto: schmedding.vonmarlin.

Eine weitere These betrifft den weitestgehenden Erhalt der Originalmaterialien. Die „Materie ernst nehmen“ (Reichert) heißt nicht nur so offensichtlich Bedeutendes wie den Marmor der Installationsschächte im Obergeschoss oder die Holzoberflächen beispielsweise der Garderoben zu erhalten, sondern ebenso scheinbar Nebensächliches wie Waschbecken oder Vorhangschienen. Auch wenn das Ganze nicht in „Substanzfetischismus“ enden soll, so ist doch der Respekt vor der Materialität des nachkriegsmodernen Denkmals erklärtes Ziel. Im Bereich der technischen Anlagen ist dies oft nicht möglich, aber öffentlich sichtbare Details der Haustechnik wie Steckdosen und Lichtschalter, Lüftungsgitter oder Leuchten werden nachgebaut oder bleiben erhalten und werden technisch ertüchtigt. Denn auch sie tragen zur Gesamterscheinung bei und können bei Erneuerung – wie oftmals nach der Sanierung von Denkmälern zu erleben – den Raumeindruck nachhaltig beeinflussen.

Denkmalqualität ist eine ‚Grundbeschaffenheit’ des Projektes
Auch schon im Thesenpapier festgehalten sind die gestalterischen Eingriffe in das Denkmal, die unumgänglich für eine zeitgemäße museale Nutzung des Gebäudes sind, wie die behindertengerechte Außentreppe, der Personenaufzug oder auch die Neuorganisation von Depot, Garderoben, Museumsshop und Café im Untergeschoß. Erklärtes Ziel von David Chipperfield Architects ist es, in der eigenen Entwurfssprache so zurückhaltend wie möglich zu sein. „Die Veränderungen sind auf den zweiten Blick als zeitgenössische Ergänzungen ablesbar, ordnen sich jedoch den gestalterischen Vorgaben des Bauwerks unter“, so die Architekten.

Waschbecken in der Besuchertoilette. Foto: schmedding.vonmarlin.
Waschbecken in der Besuchertoilette. Foto: schmedding.vonmarlin.

Das Thesenpapier endet mit dem Postulat: „Die Denkmalqualität ist eine ‚Grundbeschaffenheit’ des Projektes, die alle anderen Themen entscheidend bestimmt. Die Rahmenbedingungen in Bezug auf Termine, Kosten, Qualitäten, Funktionen wurden deshalb von Anbeginn und vorrangig auf die Bedürfnisse des Denkmals ausgerichtet“. Auf die Frage, inwieweit sich dieses Ziel verbunden mit den einzelnen Thesen im laufenden Arbeitsprozess bewährt, sagt Daniel Wendler, Projektleiter für die Neue Nationalgalerie im Büro von David Chipperfield: „Nicht alle Thesen lassen sich eins zu eins in die Praxis umsetzen, aber der Geist des Thesenpapiers schwingt bei allen Entscheidungen mit“. Vor allem in der Kommunikation mit allen Prozessbeteiligten, im Ringen um die beste Lösung zwischen heutigen Nutzungsansprüchen an ein international positioniertes Museum mit anspruchsvollen Wechselausstellungen und der überragenden Bedeutung der Architektur als Denkmal, bilden die Thesen bis heute eine wichtige Grundlage.

Text: schmedding.vonmarlin.

Denkmalpflegerischer Schutzbereich im Erdgeschoss der Neuen Nationalgalerie. (c) David Chipperfield Architects für Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Denkmalpflegerischer Schutzbereich im Erdgeschoss der Neuen Nationalgalerie. (c) David Chipperfield Architects für Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Denkmalpflegerischer Schutzbereich im Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie. (c) David Chipperfield Architects für Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Denkmalpflegerischer Schutzbereich im Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie. (c) David Chipperfield Architects für Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Sammlung von Objekten der bauzeitlichen technischen Gebäudeausrüstung zur Einlagerung während der Grundinstandsetzung des Museums. Foto: © Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects
Sammlung von Objekten der bauzeitlichen technischen Gebäudeausrüstung zur Einlagerung während der Grundinstandsetzung des Museums. Foto: © Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects

Lackkunst im Schloss Köpenick, Teil 1: Die Wiedergeburt eines Möbels

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Die hier beginnenden Blogeinträge sind der Versuch, in den kommenden Wochen in loser Folge über die Entstehung der Ausstellung “Lob der Guten Herrschaft. Die Lackkunst des Gérard Dagly” in Schloss Köpenick zu berichten.

Blognotizen
von Dr. Achim Stiegel, Kurator der Ausstellung “Lob der Guten Herrschaft. Die Lackkunst des Gérard Dagly” und seit bald 15 Jahren Kurator der Möbelsammlung am Kunstgewerbemuseum.

Das Schöne an meinem Beruf als Kurator ist die Möglichkeit – oft auch die Notwendigkeit – mich immer wieder von neuem mit den unterschiedlichsten Kunstwerken aus unserer riesigen Sammlung zu beschäftigen. Das führt regelmäßig zum Staunen über die vorzügliche Qualität der handwerklichen und künstlerischen Ausführung oder über die seltenen und heute oft unbekannten Materialien und Techniken. Obwohl wir besonders bei den Möbeln meistens kaum etwas über die Hersteller oder auch die ersten Eigentümer wissen, kommen besonders bei qualitätsvollen Objekten oft binnen Kürze die erstaunlichsten Geschichten zum Vorschein.

Münzschrank aus dem Antikenkabinett der Brandenburg-Preußischen Kunstkammer im Berliner Schloss, Gérard Dagly, Berlin 1690/95, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Tomasz Samek, Münster
Münzschrank aus dem Antikenkabinett der Brandenburg-Preußischen Kunstkammer im Berliner Schloss, Gérard Dagly, Berlin 1690/95, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Tomasz Samek, Münster

Am Anfang standen die ungeahnte Wiedergeburt eines Möbels und die Begeisterung für die Lackkunst. Dieser Schrank zur Aufbewahrung von Münzen und Medaillen gehörte zwar schon lange zu den prominenteren Stücken der Sammlung des Kunstgewerbemuseums, aber ich habe ihn für mich erst 2003 entdeckt. Damals arbeiteten wir für die Wiedereröffnung des Kunstgewerbemuseums in Schloss Köpenick und das Möbel gehörte zu den Stücken, die zu diesem Anlass in den Genuss einer schon länger notwendigen, umfassenden Restaurierung kam. Dabei stellte sich heraus, dass das gesamte Möbel von einer nur ungefähr 80 Jahre alten Lackierung überzogen war, die mit ihrer mäßigen Qualität den Gesamteindruck wesentlich prägte. Glücklicherweise ließ sich dieser inzwischen sehr mitgenommene, moderne Überzug komplett abnehmen. Zum Vorschein kam die wunderbar erhaltene, mehr als 300 Jahre alte originale Lackoberfläche, die wir seitdem bewundern können. Im Unterschied zur steifen Übermalung des frühen 20. Jahrhunderts wartet der lockere barocke Malduktus mit einer Fülle von Details auf. Hier scheinen sich feinste Gräser im Hauch der Luft zu bewegen und ist das Gefieder der Vögel mit jeder einzelnen Feder zu feinem Ornament gekämmt.

Detail vom Münzschrank: Gesims mit Weinranken und Vögeln © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Tomasz Samek, Münster
Detail vom Münzschrank: Gesims mit Weinranken und Vögeln © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Tomasz Samek, Münster

Silbern polierte und rote Blüten leuchten als Juwelen der Lackkunst auf, Wolken und Felsen sind von Plastizität erfüllt und die Fluten der Wasseroberfläche scheinen in schimmerndem Fluss zu sein.

Detail vom Münzschrank: Seeufer mit Felsen © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Achim Stiegel
Detail vom Münzschrank: Seeufer mit Felsen © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Achim Stiegel

Die gelungene Restaurierung ist die Leistung von Christian Fischer, Restaurator am Kunstgewerbemuseum, und wird besonders anschaulich, wenn man den Zustand vor der Restaurierung mit dem Nachzustand vergleicht. Dazu wurde am Möbel selbst an einer Stelle am Gestell der moderne Lacküberzug belassen:

Detail vom Münzschrank: Rahmen des Tischgestells mit einem Schichtenpaket des modernen Lacküberzugs © Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin / Christian Fischer
Detail vom Münzschrank: Rahmen des Tischgestells mit einem Schichtenpaket des modernen Lacküberzugs © Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin / Christian Fischer

Hier ist die Qualität der kostbaren Streulacktechnik sehr schön zu sehen: Im Vergleich zur nachträglichen Bronzierung auf schwarzem Grund erzeugt der sogenannte Aventurinlack, bei dem feinste metallene Späne in einem transparenten Lack gebettet sind, eine ungleich höhere Brillanz und hier rötliche Farbtiefe, die wesentlich zur erfolgreichen Imitation der fernöstlichen Lackarbeiten beitrug.

Gérard Dagly und die 1687 von ihm begründete Berliner Hoflackwerkstatt erweist sich in dieser Arbeit als ein Meister der barocken Lackkunst und wegweisend in seiner Umsetzung ostasiatischer Vorbilder. Das betrifft die Technik mit der gekonnten Nachahmung des japanischen Schwarzlackes sowie der Streulacktechniken und teilweise leicht reliefierten Lackbilder, aber auch die Gestaltung der Bildtafeln. Mit der für Europa ungewohnt spannungsreichen Komposition der Bildflächen und durch “die pointierte Leere der schwarzen Fläche„ bietet Gérard Dagly mit dem Münzschrank den “außerordentlich frühen Beleg einer ernsthaften künstlerischen Auseinandersetzung mit ostasiatischen Vorbildern“, wie Monika Kopplin sagt, Direktorin des Museums für Lackkunst in Münster.

Detail vom Münzschrank: Lackpaneel der linken Tür © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Tomasz Samek, Münster
Detail vom Münzschrank: Lackpaneel der linken Tür © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Tomasz Samek, Münster

Im nächsten Blogeintrag soll es darum gehen, dass die Malerei auf dem Münzschrank nicht nur schön anzusehen ist, sondern ein bestimmtes Thema hat: sie ist eine Huldigung an den Kurfürsten und ein Loblied auf seine gute Herrschaft.

Sammlungsarchitekturen: Der Mythologische Saal im Neuen Museum

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Der Mythologische Saal im Neuen Museum bietet Einblicke in die facettenreiche Welt der Götter des Alten Ägypten, in den Weltschöpfungsmythos, den Sonnenlauf und den Kult. Christina Hanus, freie Mitarbeiterin am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung, kennt die Geschichte seiner Architektur.

„… Ich wunderte mich, dass die vollkommensten Kunstwerke in Gräbern, an Orten, die zum Schweigen und Dunkel verdammt sind, aufbewahrt wurden.“ Baron Dominique Vivant Denon, französischer Maler, Schriftsteller und erster Direktor des Musée Napoléon, dem heutigen Louvre in Paris (1747–1825).

Dem generell vorherrschenden Empfinden der Europäer des 18. und 19. Jahrhunderts, die Schönheit der Dekoration ägyptischer Gräber auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entsprach Ignaz Maria Olfers (1793-1871), Generaldirektor der Berliner Museen im Jahr 1845, indem er Carl Richard Lepsius (1810–1884) beauftragte, ein Konzept für die Ausgestaltung des Neuen Museums zu entwerfen. Lepsius hatte sich zu dieser Zeit bereits durch sein wissenschaftliches Engagement und seine Expedition nach Ägypten und Äthiopien von 1842 bis 1845 einen Namen gemacht. Zugunsten von Lepsius‘ Gestaltungsentwürfen für Decken und Wände wurden die Vorschläge des ersten Direktors des Ägyptischen Museums, Giuseppe Passalacqua (im Amt von 1828–1865) verworfen. Lepsius‘ museale Konzeption transportierte die altägyptische Bildervielfalt und Farbenpracht aus dem abgeschiedenen Dämmern der Gräber in die lichten Räume des Neuen Museums.

Neues Museum, Blick in den Mythologischen Saal  © Staatliche Museen zu Berlin / A. Kleuker
Neues Museum, Blick in den Mythologischen Saal
© Staatliche Museen zu Berlin / A. Kleuker

Dekorationselemente aus altägyptischen Stätten
Gemäß wissenschaftlichen Gesichtspunkten sollten die Artefakte künstlerisch niveauvoll präsentiert werden und die Anordnung und Ausschmückung der Säle einen räumlichen, zeitlichen sowie kunst- und kulturgeschichtlichen Hintergrund vermitteln. Die einzelnen Dekorationselemente aus altägyptischen Tempeln und Gräbern wurden in allen Details übernommen und aus ihnen ein neues, frei kombiniertes Szenenprogramm geschaffen.

Die anspruchsvolle Umsetzung, bei der Architektur und Dekoration der Räume mit den dort ausgestellten Objekten vollkommen harmonieren, lässt sich insbesondere am Bespiel des Mythologischen Saals im Neuen Museum demonstrieren. Hier standen zu Lepsius‘ Zeiten die Mythologie Ägyptens und die mit ihr verbundenen astronomischen Vorstellungen im Mittelpunkt. Der Saal ermöglicht Einblicke in die facettenreiche Welt der Götter, in den Weltschöpfungsmythos, den Sonnenlauf und den altägyptischen Kult.

Entwurfszeichnung der Szenenfolge für die Westseite des Mythologischen Saals nach C. R. Lepsius Aus: Lepsius, C. R., Koenigliche Museen, Abtheilung der aegyptischen Alterthümer. Die Wandgemaelde der verschiedenen Raeume, Berlin 1870.
Entwurfszeichnung der Szenenfolge für die Westseite des Mythologischen Saals nach C. R. Lepsius
Aus: Lepsius, C. R., Koenigliche Museen, Abtheilung der aegyptischen Alterthümer. Die Wandgemaelde der verschiedenen Raeume, Berlin 1870.

Der Saal wird durch acht Wandpfeiler gegliedert, die ursprünglich mit Darstellungen der Götter der ersten göttlichen Dynastie geschmückt waren. Die Götter Month, Atum, Schu und Geb, die dem Diesseits zugerechnet wurden, zierten die Pfeiler auf der Ostseite. Die Götter Osiris, Seth, Horus und Thot, die dem Jenseits zugeordnet wurden, fanden sich dagegen auf der Westseite.

Ein künstlicher Nachthimmel
Noch heute schreitet der Besucher durch die beiden Portale des Saals, mit ihrer farbigen Einfassung inklusive Rundstab und bekrönender, konkaver Hohlkehle im Torbogen, sowie einer mittig platzierten Sonnenscheibe mit zwei Uräusschlangen – Schutzsymbolen einer sich aufbäumenden Kobra, die an der Stirn königlicher Skulpturen oder eben an Bauelementen zu finden sind. Verloren sind die ursprünglichen Bildfelder rechts und links der Türen, die die lokalen Kulte und Hauptgötter der vier ägyptischen Königsresidenzen (This, Memphis, Theben, Achet-Aton) aus den verschiedenen Epochen zum Thema hatten. Ebenfalls unwiederbringlich zerstört sind die Szenen der östlichen und westlichen Längsseiten der Wände, mit dem zentralen Motiv des opfernden Pharaos vor unterschiedlichen Göttern.

Fries eines der beiden Durchgangsportale des Mythologischen Saals mit einem Ausschnitt der Deckentapete © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / C. Hanus
Fries eines der beiden Durchgangsportale des Mythologischen Saals mit einem Ausschnitt der Deckentapete
© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / C. Hanus

Beeindruckend ist dagegen noch heute die Gliederung der Deckentapete in fünf Bildfelder. Die verwendeten Farben Blau und Ocker symbolisieren den Nachthimmel mit seinen Sternbildern. Ähnliche Dekorationen mit astronomischen Details finden sich in der Ausgestaltung der Decken in den Königsgräbern des Neuen Reichs. Die beiden äußeren Deckenfelder bei den Eingangsportalen bilden eine Einheit, da sie den altägyptischen Kalender mit seinen 24 Monaten zu je 15 Tagen darstellen. Ergänzend dazu werden die zwölf Nachtstunden und die altägyptischen Sternbilder wiedergegeben.

Antike Sternenwelt
In harmonischer Übereinstimmung mit den umliegenden Szenen, befindet sich im Zentrum der Deckentapete der eindrucksvolle Zodiak, der dem originalen Tierkreis an der Hallendecke des Hathor-Tempels in Dendera, nördlich von Luxor nachempfunden ist. Die Decke der Vorhalle trug eine detaillierte Himmelskarte mit Tierkreiszeichen und Darstellungen der Himmelsgöttin Nut, wie sie abends die Sonne verschluckt, um sie allmorgendlich wieder zur Welt zu bringen. Jener Zodiak aus griechisch-Römischer Zeit im Mythologischen Saal präsentiert den babylonischen Tierkreis und nimmt neben den ägyptischen Sternbildern auch griechische Sternzeichen auf. Umgeben wird er von schwarzen Zackenlinien, die für die Fluten des Urgewässers Nun stehen, welches im ägyptischen Glauben die Welt und das Himmelsgewölbe umfließt. Auch die Architrave, Horizontalbalken die die Säulen miteinander verbinden und das Dach stützen, fügen sich im Mythologischen Saal in die Motivik der Decke und zeigen die Zählung der Monate und Tage sowie weitere astronomische Themen. Der untere Wandbereich hingegen imitierte mit seinen Malereien eine gemaserte Holzvertäfelung.

Neues Museum, Mythologischer Saal, Zodiak der Deckentapete © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / S. Steiß
Neues Museum, Mythologischer Saal, Zodiak der Deckentapete
© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / S. Steiß

Die Beschädigungen der Decke und der obersten Zonen der Wanddekorationen gehen nicht primär auf Kriegsschäden zurück. Im Zuge einer Modernisierung der Räume im Neuen Museum in den 1930er Jahren wurde eine Zwischendecke eingezogen und die historischen Dekorationen abgewaschen oder überdeckt. Teile des ursprünglichen Gestaltungskonzepts konnten dank der Restaurierungsarbeiten im Vorfeld der Wiedereröffnung des Neuen Museums 2009 bewahrt werden. Passend zu den Hauptthemen der Dekoration im Mythologischen Saal – der ägyptischen Götterwelt, dem Totenkult und den damit verbundenen astrologischen Vorstellungen – waren hier früher Mumien, Sarkophage und Grabbeigaben ausgestellt.

Spiegel der historischen Grabungskampagnen
Heute dient der Saal, der auf dem nördlichen Rundgang durch das Neue Museum der erste Raum der ägyptischen Sammlung ist, dem generellen Thema eines Prologs. Die frühen Anfänge der ägyptischen Sammlung Berlin stehen hier im Vordergrund, demonstriert durch erste Aegyptiaca, also sowohl originale Objekte der pharaonischen Epochen als auch ägyptisierende Kunstwerke späterer Zeit aus Ägypten, aus der Sammlung Giovanni Pietro Bellori, die bereits 1698 in die kurfürstliche Kunstkammer übernommen wurden. Zusammen mit Altertümern aus den Sammlungsankäufen von Giuseppe Passalacqua (1827) und Johann Heinrich Carl Freiherr Menu von Minutoli (1823) bilden sie den Grundstock des heutigen Ägyptischen Museums und Papyrussammlung Berlin.

Anfänge der Forschungsgeschichte: Blick in den Mythologischen Saal des Neuen Museums. Im Vordergrund Vitrinen mit frühen wissenschaftlichen Publikationen der vergangenen Jahrhunderte.  © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / C. Hanus
Anfänge der Forschungsgeschichte: Blick in den Mythologischen Saal des Neuen Museums. Im Vordergrund Vitrinen mit frühen wissenschaftlichen Publikationen der vergangenen Jahrhunderte.
© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / C. Hanus

Auch die großen Grabungskampagnen vergangener Jahre, aus denen unzählige Objekte durch Fundteilung in die Berliner Sammlung einflossen, sind Themenbereiche im Mythologischen Saal. Dazu zählen Ausgrabungen an den Pyramidenkomplexen der 5. Dynastie in Abusir (1902–1908) durch die Deutsche Orientgesellschaft, die unter Leitung von Ludwig Borchardt und mit großzügiger Unterstützung des Berliner Altertumsfreundes James Simon stattfanden. Im selben Atemzug zu nennen ist auch die Grabungskampagne unter Leitung des Ägyptologen und Architekten Ludwig Borchardt (1863–1938) in Tell el-Amarna (1911–1914), die durch zwei Vitrinen mit kleinen Funden im Mythologischen Saal vertreten ist. Die Objekte aus der Residenz Echnatons, die durch Fundteilung zunächst in James Simons Besitz übergingen, machte der Mäzen 1920 den Berliner Museen zum Geschenk. Weitere Objekte gelangten in die Berliner Sammlung als der Ägyptologe Georg Möller (1876–1921) im Auftrag des Berliner Museums die Leitung der Grabungskampagne auf der West-Seite von Theben in Scheich Abd el-Gurna und Deir el-Medine (1911 und 1913) übernahm.

Einblicke in aktuelle Forschungen
Im Mythologischen Saal zeugen jedoch auch historische Publikationen von der Geschichte der Ägyptologie und den frühesten wissenschaftlichen Arbeiten, der Erforschung des Landes, seiner Kultur und Hieroglyphenschrift. Es finden sich unter anderem das Werk „Oedipus Aegyptiacus“ von Athanasius Kircher aus den frühen 1650er Jahren, Jean-François Champollions „L’Égypte sous les pharaons“ von 1814 und Heinrich Brugsch’ “Verzeichnis der Hieroglyphen mit Lautwerth in der gewöhnlichen und in der geheimen Schrift“ von 1872.

Die Forschungsgeschichte geht weiter: Eine Vitrine veranschaulicht anhand von unterschiedlichen Schriftträgern aus der Papyrussammlung wie viel es noch zu erschließen, erforschen und dokumentieren gibt. Das bei uns beheimatete European Research Council -Projekt „Lokalisierung von 4000 Jahren Kulturgeschichte. Texte und Schriften der Insel Elephantine in Ägypten“ widmet sich derzeit dieser Herausforderung.  © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / C. Hanus
Die Forschungsgeschichte geht weiter: Eine Vitrine veranschaulicht anhand von unterschiedlichen Schriftträgern aus der Papyrussammlung wie viel es noch zu erschließen, erforschen und dokumentieren gibt. Das bei uns beheimatete European Research Council -Projekt „Lokalisierung von 4000 Jahren Kulturgeschichte. Texte und Schriften der Insel Elephantine in Ägypten“ widmet sich derzeit dieser Herausforderung.
© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / C. Hanus

Einblicke in aktuelle Forschungen am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin runden das Ausstellungskonzept im Mythologischen Saal ab. So begegnen sich Anfänge und Zukunft der ägyptischen Sammlung in eben diesem Saal, dem es gelingt, das Bewusstsein für das Vermächtnis der Vergangenheit und die Verantwortung für die Zukunft zu verknüpfen. Dies kommt auch in den Grußworten des originalen Gästebuches von Carl Richard Lepsius (1844 und Folgejahre) zum Ausdruck, das in einer Ehrenvitrine des Saals ausgestellt ist:

„Gruss allen denen, welche nach uns kommen werden und mit gleicher Ehrfurcht die ewig denkwürdigen Staetten betreten, wo sich der erste geschichtliche Ring der Völkerentwicklungskette schlang und schloss und Ehre allen denen, welche vor uns dieses Land der Wunder durchforschten, um es aus seinem anderthalbtausendjährigen Schlummer zu erwecken und für die Wissenschaft der Gegenwart zu erobern!“

Gästebuch von C. R. Lepsius, 1844–1973. Das Titelbild zeigt die beiden Memnonskolosse, umrahmt von einer Inschrift in korrektem Mittelägyptisch, in der Lepsius den  preußischen König und den ägyptischen Khediven in pharaonischem Stil lobpreist.  (Inv.Nr. ÄM 36103) © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Gästebuch von C. R. Lepsius, 1844–1973. Das Titelbild zeigt die beiden Memnonskolosse, umrahmt von einer Inschrift in korrektem Mittelägyptisch, in der Lepsius den preußischen König und den ägyptischen Khediven in pharaonischem Stil lobpreist. (Inv.Nr. ÄM 36103)
© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung

Was macht eigentlich … Beate Wild, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum Europäischer Kulturen

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Bei den Staatlichen Museen zu Berlin arbeiten täglich hunderte MitarbeiterInnen daran, den Betrieb zu managen und tolle Projekte auf die Beine zu stellen. Hier schauen wir ihnen über die Schulter. Dieses Mal: Beate Wild, Museum Europäischer Kulturen

Woran arbeiten Sie gerade?
Ich bin verantwortlich für die Koordinierung Ostmittel- und Südosteuropa am Museum Europäischer Kulturen. Gerade mache ich die “Schöne neue Welt”, eine Ausstellung über die Traumhäuser rumänischer Migranten, wandertauglich für eine Tour durch Ost- und Westeuropa. Denn solche Prachtbauten gibt es nicht nur in Rumänien, alle damit verbundenen Aspekte der Migration gelten auch für viele andere Länder. In Zeiten, in denen alles in Bewegung ist, wirkt ein großes Haus für viele Menschen wie ein unbeweglicher Gegenpol.

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Bewegt und bewegend. Die Projekte plane und erarbeite ich gemeinsam mit Partnern aus den jeweiligen Ländern, von Berlin aus, oft auch vor Ort in Südosteuropa. Die fertigen Wanderausstellungen begleite ich persönlich, kümmere mich um Auf- und Abbau, Verpacken und Transport. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und zugleich balkanischer Gelassenheit. Beim Aufbau von comiXconnection in Sarajevo im Juli 2015 entstand das Porträt des bosnischen Comic-Künstlers Velid Agović.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf?
Die vielen Begegnungen mit Menschen, ob nun im Rahmen von Recherche-Interviews zur Vorbereitung der Ausstellungen oder beim Dialog im Laufe der Tourneen. Die vielfältigen Perspektiven und die andere Bewertung relativieren und bereichern zugleich.

Und was am wenigsten?
Eine volle Mailbox

Was ist das kurioseste oder aufregendste Erlebnis, das Sie mit Ihrem Job verbinden?
Das gesamte Projekt comiXconnection ist ein Abenteuer – ein never ending comic. Die Vorbereitung und erst recht die Tournee durch sechs Länder des südöstlichen Europa wartete immer wieder mit neuen Überraschungen und Herausforderungen auf. So bot man uns drei Tage vor Ausstellungseröffnung allen Ernstes einen weitläufigen Raum mit nur behelfsmäßig zugenagelten Fenstern an, der fest in der Hand einer ganzen Taubenkolonie war. Grund genug, auf dem Balkan immer einen Plan B parat zu haben.

Letzte Frage: Was würden Sie nachts allein im Museum tun?
Ich würde gerne die Gespräche der Objekte untereinander belauschen. Denn mir gefällt die Vorstellung, dass die Objekte eine Art Eigenleben haben. Dass sie tagsüber die Besucher, Kuratoren und Restauratoren wahrnehmen, um sich dann nachts ungestört darüber auszutauschen.

Beate Wild, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Europäischer Kulturen. © Velid Agović, Sarajevo 2015
Beate Wild, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Europäischer Kulturen. © Velid Agović, Sarajevo 2015

Forschungsalltag vor 80 Jahren: Historische Fotos aus dem Rathgen-Forschungslabor

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Eine Serie von historischen Fotoaufnahmen zeigt den Arbeitsalltag im Chemischen Laboratorium der Staatlichen Museen zu Berlin, vermutlich in den 1930er Jahren. Die jüngst beim Sommerfest des Rathgen-Forschungslabors präsentierten Aufnahmen bieten spannende Einblicke in eine Phase des Instituts, über die heute sehr wenig bekannt ist.

Carl Brittner war der zweite Direktor des Chemischen Laboratoriums, des heutigen Rathgen-Forschungslabors. Er übernahm 1928 die Leitung von Friedrich Rathgen und blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg Direktor. Nur sehr wenig ist heute über seine Person und seine Direktorenzeit bekannt. Das Chemische Laboratorium in den Kolonnaden auf der Museumsinsel wurde gegen Ende des Krieges vollständig zerstört. Ein geplanter Wiederaufbau kam nicht zustande, provisorisch wurde das Labor zunächst im Magazinbau in Berlin-Dahlem untergebracht und blieb dort bis 1948 tätig. Heute ist das Institut in der Schloßstraße in Charlottenburg beheimatet. Es untersucht materialübergreifend Museumsobjekte und bearbeitet naturwissenschaftliche Fragestellungen zur Denkmalpflege und zur Erhaltung archäologischer Stätten.

In Anbetracht der vergleichsweise wenigen erhaltenen Informationen aus der Vorkriegszeit – auch die Archive des Chemischen Laboratoriums auf der Museumsinsel wurden vollständig zerstört – ist es umso spannender, dass vor kurzem eine historische Bildermappe auftauchte. Ein Antiquariat aus Oberausdorf in Bayern bot dem Rathgen-Forschungslabor einen “Münchener Bildbericht” an, der 13 Bilder und einen kurzen Pressetext enthält und vermutlich aus den 1930er Jahren stammt. Die Aufnahmen von Carl Brittner und seinen Mitarbeitern bieten einen spannenden Blick in den Forschungsalltag vor vermutlich über 80 Jahren. Neben Laborsituationen zeigen sie auch Innenansichten der Museen mit zum Teil prominenten Exponaten wie der Büste der Nofretete und der im Pergamonmuseum installierten Tonstiftfassade aus Uruk.

Wir präsentieren hier eine Auswahl der  historischen Bilder und warten gespannt auf weitere Einzelheiten, die wohl erst eine genaue Untersuchung der Bilder und ihrer Provenienz hervorbringen wird.

Die gesamte Fotomappe wird zum ersten Mal beim Sommerfest am Donnerstag, 21.07.2016, von 17:30 Uhr bis 22:00 Uhr in der Fotoausstellung „Wiederentdeckt: Das Rathgen-Forschungslabor in den 1930er Jahren“ im Rathgen-Forschungslabor der Öffentlichkeit präsentiert

"Hat sich etwas verändert? Der Restaurateur kontrolliert die kostbaren assyrischen Alabasterreliefs und die kleinste Veränderung wird dem Leiter des Laboratoriums gemeldet." (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor

“Hat sich etwas verändert? Der Restaurateur kontrolliert die kostbaren assyrischen Alabasterreliefs und die kleinste Veränderung wird dem Leiter des Laboratoriums gemeldet.” (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor

"Prof. Dr. Brittner bei der Untersuchung eines goldplatierten Anhängers aus der Wikingerzeit." (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
“Prof. Dr. Brittner bei der Untersuchung eines goldplatierten Anhängers aus der Wikingerzeit.” (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
"Bevor die restaurierten Ausstellungsstücke in das Museum zurückkommen, werden sie nocheinmal einer genauen Prüfung unterzogen." (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
“Bevor die restaurierten Ausstellungsstücke in das Museum zurückkommen, werden sie nocheinmal einer genauen Prüfung unterzogen.” (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
Sachbearbeiter bei der Kontrolle der restaurierten Funde."  (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
Sachbearbeiter bei der Kontrolle der restaurierten Funde.” (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
"Uralte Tonkrüge werden bei der Restaurierung sauber gewaschen."  (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
“Uralte Tonkrüge werden bei der Restaurierung sauber gewaschen.” (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
"Ein germanisches Wagenrad aus grauer Vorzeit wird mit chemischen Mitteln der Neuzeit getränkt, um es vor dem Verfall zu bewahren."  (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
“Ein germanisches Wagenrad aus grauer Vorzeit wird mit chemischen Mitteln der Neuzeit getränkt, um es vor dem Verfall zu bewahren.” (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
"Genaues Arbeiten ist erforderlich! Der Leiter des Laboratoriums kann nicht überall sein, aber er kann sich auf seine Mitarbeiter verlassen."  (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
“Genaues Arbeiten ist erforderlich! Der Leiter des Laboratoriums kann nicht überall sein, aber er kann sich auf seine Mitarbeiter verlassen.” (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
 (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
(c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
 (c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor
(c) Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor

Fotos: Staatliche Museen zu Berlin, Rathgen-Forschungslabor

Demontage der neuen Nationalgalerie: Für jedes Bauteil eine Inventarnummer

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Die Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie ist im vollen Gange, aber was passiert eigentlich gerade genau? Demontage ist die momentane Hauptaufgabe. Was das heißt, erklären Anne Schmedding und Constanze von Marlin.

Die Originalmaterialien und Einbauten aus der Ursprungszeit der Neuen Nationalgalerie weitgehend zu erhalten, war die wichtigste Entscheidung bei der Grundinstandsetzung des Hauses. Bauherr, Nutzer, Architekt und Denkmalschutz waren sich darin einig, dass nach der Sanierung nicht nur eine Anmutung der Ursprungszeit übrig bleiben darf und kein bloßer Austausch oder eine Reproduktion der Originalteile stattfinden soll, sondern eine Sanierung, Restaurierung und Aufarbeitung des Originalmaterials.

Die obere Halle der Neuen Nationalgalerie während der Demontagearbeiten. Foto: schmedding.vonmarlin
Die obere Halle der Neuen Nationalgalerie während der Demontagearbeiten. Foto: schmedding.vonmarlin

Demontage – eine logistische Mammutaufgabe
Diese Entscheidung hat zur Folge, dass die Demontage wesentlicher Teile der Neuen Nationalgalerie die Basis für die Sanierung bildet. Bis Ende dieses Jahres werden zehntausende von Einzelteilen – von den Garderoben und Treppengeländern bis zu den Steckdosen und Lichtschaltern – demontiert, weil das Haus bis auf den Rohbau rückgebaut werden muss. Ähnlich wie die Auslagerung der Kunst ist das zunächst eine große logistische Herausforderung. Die Reihenfolge der Demontage muss festgelegt werden, dementsprechend gehörte eine genaue Kartierung und Inventarisierung der Objekte in großen Datenbanken zur Vorplanung. Im Vorfeld mussten Lagerkapazitäten in Berlin recherchiert und terminiert werden. Ebenso musste geplant werden, was wo wie lange gelagert wird und entsprechende Transporte organisiert werden, die unter besonderen, etwa klimatischen Bedingungen stattfinden müssen.

Alles wird rückgebaut - auch die originale Einrichtung. Foto: schmedding.vonmarlin
Alles wird rückgebaut – auch die originale Einrichtung. Foto: schmedding.vonmarlin

Die Terminierung der Demontagen, der sogenannten „vorbereitenden Maßnahmen“ umfasst mehrere eng beschriebene Seiten einer umfangreichen Excel-Tabelle, die mit allen Beteiligten abgestimmt ist. Sie erfasst detailliert den Zeitraum von Januar bis Dezember 2016, jede Maßnahme ist in Umfang und Dauer genau beschrieben. „Trotzdem“, so Martin Reichert von David Chipperfield Architects, „kann man nicht alles bis ins letzte planen. Trotz aller Voranalysen, Planungen und Probeentnahmen weiß man nicht, was passiert, wenn man etwas ausbaut. Was befindet sich dahinter? In welchem Zustand ist das Haus an dieser Stelle?“ Da kann es entgegen aller Detailplanungen doch zu Verzögerungen kommen. Im Moment liegt aber alles noch gut im Zeitplan.

Die ersten Schritte – Demontage und Rückbau
Die großen Demontagearbeiten finden momentan in der oberen Halle und im Untergeschoss statt. Die beiden Garderoben sind abgebaut, der Natursteinboden wird folgen, innen wie außen. Mehrere tausend Granitbodenplatten werden entfernt, um gereinigt, repariert oder vereinzelt ausgetauscht zu werden. Die Deckenleuchten von Mies, die sogenannten „downlighter“, wurden ausgebaut und in Kisten verpackt. Die ca. 3.500 Leuchten werden umgerüstet und mit LED-Strahlern versehen und kommen dann zurück in die Neue Nationalgalerie. Von der imposanten Decke müssen äußerst aufwendig die gerasterten Unterdecken abgenommen werden, weil ein komplett neues Abhangsystem integriert wird. Letzte originale Mies-Möbelstücke warten auf den Abtransport. Details wie Haustelefone, Klingelknöpfe, Alarmglocken, Lichtschalter, Steckdosen und Beschilderungen sind fast alle komplett ausgebaut und lagern fein säuberlich beschriftet im Untergeschoss. Hier findet derzeit auch die Demontage von Bauteilen in den Ausstellungsbereichen statt. Aktuell hat die ausführende Firma dort ihren ersten „Schwarzbereich“ errichtet – dabei handelt es sich um Einhausungen von Arbeitsbereichen aufgrund von Schadstoffbelastungen bei den Demontagen.

Alles wird rückgebaut - auch die originale Einrichtung. Foto: schmedding.vonmarlin
Alles wird rückgebaut – auch die originale Einrichtung. Foto: schmedding.vonmarlin

Im Herbst 2016 wird die Neue Nationalgalerie komplett leer sein und dann ungefähr so aussehen wie 1966, als sie im Rohbauzustand war. Wie sanierungsbedürftig sie tatsächlich ist, wird man erst sehen, wenn man wirklich „hinter die Fassaden“ gucken kann. 2017 wird dann – wenn es keine größeren Überraschungen gibt – der Ausbau erfolgen, Ende 2018 ist die Fassade dran, Mitte 2019 erfolgt die Übergabe an die staatlichen Museen und Mitte 2020 wird die Neue Nationalgalerie wiedereröffnet.

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Rückbau in den Ausstellungsräumen der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin
Rückbau in den Ausstellungsräumen der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin
Rückbau in den Ausstellungsräumen der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin
Rückbau in den Ausstellungsräumen der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin

Partner für den Goldenen Sommer: Galatea Wine & Music

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Im Rahmen unserer Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” holen wir Spanien nach Berlin und präsentieren den Goldenen Sommer! Hier stellen wir unsere Partner vor, die mit ihrem Angebot spanisches Lebensgefühl verbreiten – von Küche über Musik bis zur Literatur. Dieses Mal: Guido und David von Galatea Wine & Music.

Was gibt es im Galatea Winde & Music?
David und Guido: Wir haben mit einem Online-Versand für spanische Feinkost angefangen, aus dem dann mit Azafrán Gourmet ein richtiger Laden in Berlin hervorging. Dort bieten wir exklusive, hausgemachte Leckereien aus Spanien an, die wir selbst auf unseren Reisen durch das Land entdecken und direkt von den Herstellern kaufen – ohne Zwischenhändler. Neben dem Feinkostladen Azafrán Gourmet betreiben wir Galatea Wine & Music, eine nicht ganz normale Tapas Bar: Jeden Abend gibt es hier neben Essen und Trinken auch ein Konzert oder kulturelles Event. Wir wollen Gastronomie und Kultur verbinden und dabei die Gäste gleichzeitig mit guter Laune anstecken. Das Lokal haben wir komplett selbst aufgebaut, von der Elektroinstallation bis zu den Möbeln. Die Tische sind zum Beispiel aus den Parkett-Dielen einer alten Pariser Wohnung.

Wie seid ihr nach Berlin gekommen?
Mit dem Auto! Nachdem ich eine Zeitlang in Saudi Arabien gelebt hatte, war ich auf der Suche nach etwas neuem. Aufs Geratewohl habe ich mir dann Berlin ausgesucht.

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Wo findet ihr euer persönliches kleines Spanien in Berlin?
Wenn man nach Berlin kommt, sucht man Spanien nicht. Bei Heimweh ist der Flughafen die einzige Lösung, sogar in „Spanish town Neukölln“ …

Wie sieht euer „Goldener Sommer“ aus?
Den verbringen wir an einem ruhigen Ort, vielleicht am Meer. Die Hauptsache ist aber, dass immer Freunde, Familie und natürlich gutes Essen dabei sind.

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Was würdet ihr Leuten in Berlin empfehlen, die gern mehr über die Spanische Kultur erfahren wollen?
Es gibt so viele Spanier in Berlin, dass es nicht schwer ist, einige von ihnen kennenzulernen und durch die Freundschaft die spanische Kultur zu erkunden.

Gibt es im Galatea eine Verbindung zu unserer Ausstellung „Siglo de Oro. Die Ära Velazquez“?
Höchstens, dass man nach einem Abend mit spanischem Wein und Musik bei uns so aussehen könnte wie „Die Trinker“ von Velázquez …

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Den ganzen Sommer ist Anabel Acuña für uns in der Stadt unterwegs und sucht nach Spanien in Berlin – ihre Erkundungen sowie das umfassende Rahmenprogramm zur Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” präsentieren wir hier im Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #goldenersommer

Interview: Anabel Acuña
Fotos: Galatea Wine & Music


Partner für den Goldenen Sommer: Das Stue

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Im Rahmen unserer Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” holen wir Spanien nach Berlin und präsentieren den Goldenen Sommer! Hier stellen wir unsere Partner vor, die mit ihrem Angebot spanisches Lebensgefühl verbreiten – von Küche über Musik bis zur Literatur. Dieses Mal: Alexander Doerr, General Manager von Das Stue.

Können Sie das Stue kurz beschreiben?
Alexander Doerr: Das Stue ist das erste Luxus-Boutique-Hotel in Berlin. Es ist mit 78 Zimmern relativ klein, hat aber trotzdem alles, worauf es ankommt: zwei Restaurants, eine Bar, Veranstaltungsräume und einen Pool. Die Lage ist ebenfalls sehr besonders, denn auch wenn es in der Mitte der Stadt liegt, ist es ganz ruhig im Herzen des Tiergartens. Deswegen herrscht bei uns eine ganz bezeichnende, entspannte Atmosphäre. Die Gäste können am Morgen joggen gehen oder als Tourist einfach mit dem Fahrrad durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor fahren. Das gibt es in Berlin so noch nicht.

Was hat das Stue mit Spanien zu tun?
Die Eigentümer sind spanisch, ebenso wie die Küche. Wenn Sie bei uns durchs Haus gehen, werden Sie auch viele spanische Möbel und Produkte sehen, denn die spanische Designerin Patricia Urquiola hat den gesamten öffentlichen Bereich gestaltet. Wir bekommen übrigens auch etwa zweimal pro Woche frische Ware aus Spanien, Fisch und Meeresfrüchte für das Restaurant. Das ist die beste Ware für unsere Gerichte, die man in Europa kriegen kann – es muss alles frisch sein. Wir nutzen die Beziehungen unseres Chefkochs Paco Pérez zu den Lieferanten, um die besten Produkte zu bekommen.

Ihre Küche ist stadtbekannt. Was empfiehlt der Küchenchef aktuell?
Jetzt im Sommer, wenn es so heiß ist, empfehlen wir unsere Gazpacho, eine kalte Gemüsesuppe. Die bereiten wir im Moment mit Shrimps und deutschen Erdbeeren zu, das ist herrlich erfrischend. Gazpacho ist an sich schon erfrischend, aber mit der Fruchtigkeit der Erdbeeren ist sie noch besser!

Wo finden Sie Ihr persönliches „kleines Spanien“ in Berlin?
Ich erinnere mich an ein kleines Restaurant in Kreuzberg namens Faro. Dorthin gehen viele Expats und es finden spanische Konzerte mit Flamenco statt. Wenn man im Sommer mit einem Glas Wein in der Hand dort auf der Terrasse sitzt und die Musik hört, dann ist das ein kleines Stück Spanien mitten in Berlin.

Wie sieht Ihr Goldener Sommer aus?
Meinen Goldenen Sommer habe ich jedes Jahr auf Ibiza. Ich liebe diese Insel, auch wenn ich nicht mehr zum Party-Volk gehöre. Sie bietet die perfekte Mischung aus mediterranem Gefühl, gutem Essen, guter Erreichbarkeit. Für mich ist der Lifestyle das wichtigste: entspannt, lustig, friedlich und tolerant – das macht mir wahnsinnig viel Spaß.

Was würden Sie Leuten in Berlin empfehlen, die gern mehr über die spanische Kultur erfahren wollen?
Die Ausstellung „El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez“ ist eine gute Möglichkeit, um noch mehr über die spanische Kultur erfahren zu können! Oder das Instituto Cervantes, das für viele die erste Anlaufstation ist. Unsere Küche ist natürlich auch eine tolle Möglichkeit, mit den spanischen Köstlichkeiten. Und es gibt sehr viele Spanier in der Stadt, zum Beispiel in Kreuzberg.

Gibt es in der Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” ein Bild, das zum Stue passt?
Das Brustbild eines Mannes von Jusepe de Ribera könnte zu uns passen. Ich bin davon ganz überrascht: Diese Realitätsnähe in der Darstellung ist etwas, dass man aus den 17. Jahrhundert gar nicht erwartet! Die ganze Ausstellung ist ein Superlativ, die Qualität und auch die Quantität der Werke ist wirklich nicht alltäglich.

Den ganzen Sommer ist Anabel Acuña für uns in der Stadt unterwegs und sucht nach Spanien in Berlin – ihre Erkundungen sowie das umfassende Rahmenprogramm zur Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” präsentieren wir hier im Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #goldenersommer

Interview: Anabel Acuña
Foto: Das Stue

Der Verbindende: Zum Abschied von Bernd Lindemann

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Wissenschaft und Museum, Skulptur und Malerei, Kulturforum und Museumsinsel – Bernd Lindemann hat in seiner Zeit bei den Staatlichen Museen zu Berlin immer versucht, diese Dinge zusammenzubringen. Nun geht er in den Ruhestand.

Mit Bernd Lindemann tritt ein großer Museumsmann und profilierter Wissenschaftler aus dem Dienst. Eingetreten war Lindemann genaugenommen zweimal, zuletzt 2004 als Direktor der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. Bereits von 1990-1994 hatte der habilitierte Kunsthistoriker als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kustos an der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin gewirkt. Seine Dienstzeit begann mit den durch die Wende verursachten Umwälzungen der Berliner Museumslandschaft: Die Wiedervereinigung der Sammlungen aus DDR und BRD.

Von geistigen Bändern und Brücken
Der Architekt Hans Scharoun hatte in seinem Konzept für die „Hauptstadt Berlin“ Ende der Fünfzigerjahre große Pläne formuliert: ein „Geistiges Band zwischen Kulturforum und Museumsinsel“ sollte entstehen. 1961, kaum dass mit dem Bau der Philharmonie als erstem Schritt zur Vollendung von Scharouns Plänen begonnen wurde, schnitt der Bau der Mauer jegliche Ost-West-Verbindung jäh ab. Damit war klar: Das kulturelle Zentrum des Westens sollte das – damals relativ brachliegende – Kulturforum werden. 30 Jahre später kam die Wende und mit ihr die Fragen, die Lindemann während seiner gesamten Berliner Amtszeit beschäftigen sollten: Was gehört warum wohin? Wie bringt man die scheinbar widersprüchlichen Dinge synergetisch zusammen? Ost und West, Museumsinsel und Kulturforum, Skulpturen und Gemälde, Bode-Museum und Gemäldegalerie?

In kaum einem anderen Fall warf die Diskussion, wohin eine Sammlung eigentlich gehöre, soviel Wellen, wie bei der Gemäldegalerie. Die Debatte bekam mit „Berliner Museumsstreit“ sogar einen eigenen Namen. Lindemann und sein damaliger Kollege Jan Kelch hatten eine klare Vision, wo die wiedervereinigte Gemäldegalerie hingehört: Natürlich auf die Museumsinsel. Unter ein Dach (oder zumindest unter ein benachbartes Dach) mit der Skulpturensammlung im Bode-Museum, an Berlins renommiertesten Ort der Kunstgeschichte von den frühen Hochkulturen bis ins 19. Jahrhundert. Mit diesem Umzug hätte sich die Museumsinsel vollenden sollen: Die Bilder der Alten Meister, Leitmedien des Mittelalters und der frühen Neuzeit, hätten die Überleitung von den Künsten der antiken Kulturen zur Kunst des 19. Jahrhunderts gewährt, die in der Alten Nationalgalerie ausgestellt ist.

Die Vision blieb unverwirklicht – aber nicht unvergessen, auch wenn die Sammlung der Gemäldegalerie 1998 ans Kulturforum zog. Bernd Lindemann verließ Berlin um dank seiner fundierten kunsthistorischen Kenntnisse Konservator der Abteilung Alte Meister und später stellvertretender Museumsdirektor im Kunstmuseum Basel zu werden. Mit kleinen, aber feinen Ausstellungen wie jener zu den Rückseiten von Bildern zeigte er hier, worauf es ihm bei seiner Arbeit ankam: weniger auf den großen Bombast als darauf, „das Museum als das, was es ist, attraktiv zu machen“. 2004 kehrte Bernd Lindemann zurück nach Berlin, um im Neubau am Kulturforum die Nachfolge von Jan Kelch als Direktor der Gemäldegalerie anzutreten. 2007 übernahm er zusätzlich die Direktorenposten der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst – so wie einst Berlins erster großer Museumsmacher Wilhelm von Bode.

Forschung + Museum = Gelungene Ausstellung
Was also macht ein Museum attraktiv? Lindemann scheint die richtigen Antworten gefunden zu haben, behauptet sich die Gemäldegalerie doch als stabiler Besuchermagnet am eher schwierigen Standort Kulturforum. Natürlich verfügt das Museum über eine einzigartige Sammlung an Alten Meistern. Mit Schlüsselwerken von Rembrandt, Caravaggio, Dürer, Cranach und anderen wird die Gemäldegalerie in einem Atemzug mit dem Louvre in Paris und dem Prado in Madrid genannt – aber das Renommee hängt auch immer davon ab, wie diese Schätze präsentiert werden. Und vor allem auch, wie sie erforscht werden. Für Lindemann gehört die wissenschaftliche Arbeit an den großartigen Beständen nämlich zur „raison d’être der Museen”. Schließlich ist Forschung eine der Säulen gelungener Ausstellungskonzepte.

Kein Wunder also, dass jene Ausstellungen, die unter seiner Leitung der Häuser stattfanden, zu den erfolgreichsten der Staatlichen Museen zu Berlin zählen: Angefangen bei der „Botticelli Renaissance“ vergangenes Jahr über die „Hommage an Caravaggio 1610/2010“ (2011), die Wiederentdeckung der „Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ (2009) bis zur großen Rembrandt-Schau von 2006 oder der zu Cornelis Bega (2012). Nicht zu vergessen die kleine, aber wegweisende Ausstellung mit Werken von Markus Lüpertz im Kontext der ihn inspirierenden Werke im Bode-Museum und zukünftig sicher auch die derzeit laufende Schau „El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez“.

Bernd Lindemann. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Daniel Hofer
Bernd Lindemann. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Daniel Hofer

Text: Gesine Bahr-Reisinger
Fotos: Daniel Hofer

Partner für den Goldenen Sommer: phØs-imagic

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Im Rahmen unserer Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” holen wir Spanien nach Berlin und präsentieren den Goldenen Sommer! Hier stellen wir unsere Partner vor, die mit ihrem Angebot spanisches Lebensgefühl verbreiten – von Küche über Musik bis zur Literatur. Dieses Mal: Erika Babatz von phØs-imagic.

Was gibt es bei dir?
Erika Babatz: Bei phØs-imagic fördern wir die Liebe zur Fotografie und ermutigen alle, die Spanisch lernen oder üben möchten, zu uns zu kommen und an unseren Aktivitäten teilzunehmen. Unser vielfältiges Programm umfasst Workshops, Vorträge, Fotografie-Unterricht, Analoglaborkurse, Lesungen und mehr und wird auf Spanisch und Deutsch angeboten. phØs-imagic soll ein Ort des Experimentierens, der Begegnung, der Forschung und der Auseinandersetzung mit der Sprache und der Fotografie sein und jeder Neugierige, Erwachsener oder Kind, ist uns willkommen.

Wie bist du nach Berlin gekommen?
Mit 21 wanderte ich aus Mexiko nach Spanien aus. Ich wollte damals für vier Monate neue Horizonte in der „Alten Welt“ erforschen – daraus wurden schließlich viele Jahre. Madrid wurde mein Zuhause und ist es immer noch. Vor etwa zwölf Jahren wollte ich dann wieder für einige Monate meine Horizonte erweitern und Deutsch lernen. Ich habe meine Kamera eingepackt und bin nach Berlin gekommen. Aus einigen Monaten sind hier nochmals viele Jahre geworden …

Wo findest du dein persönliches kleines Spanien in Berlin?
Mein persönliches „kleines Spanien“ hat eher mit Essen und Lesen als mit einem bestimmten Ort zu tun. Auf dem türkischen Markt am Maybachufer gibt es zum Beispiel Obst und Gemüse fast wie in Madrid, ebenso wie in den türkischen Supermärkten im Kiez; bei einem spanischen Supermarkt finde ich auch immer Leckereien und Stoff zum Lesen. Außerdem bieten die Bibliotheken des Iberoamerikanischen Instituts und des Instituto Cervantes viele tolle Bücher.

Wie sieht dein „Goldener Sommer“ aus?
Da genieße ich einfach das Licht! Viel fotografieren, mit dem Rad auf der Suche nach Schatten umherfahren – im Sommer bin ich Schattenfängerin –, lesen, schwimmen und auch arbeiten. Bei uns Fotografen arbeiten die Augen 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr.

phØs-imagic Berlin. Foto: Anabel Acuna
phØs-imagic Berlin. Foto: Anabel Acuna

Was würdest du Leuten in Berlin empfehlen, die gern mehr über die spanische Kultur erfahren wollen?
Ohne die gesamte Kultur des „Siglo de Oro“ kann man Spanien nicht verstehen und auch ohne Lateinamerika ist Spanien nicht zu verstehen. Spanische und Lateinamerikanische Barock-Literatur wie Sor Juana Inés de la Cruz zu lesen, kann dabei helfen. Auch Musik zu hören hilft, zum Beispiel Las Folías de España, intepretiert von Jordi Savall.

Was verbindest du mit dem Siglo de Oro?
Ich habe mich im Studium mit der Malerei des Barock beschäftigt. Die Stillleben und Vanitas interessierten mich am meisten: Ihr lebendiges Wesen, obwohl sie leblos oder unbeweglich scheinen, machte mich neugierig. Immer erinnere ich mich bewundernd an ihre Dunkelheit, zeitweilige Finsternis und ihr Licht, das den Gegenständen die Hoffnung auf ein neues Lebens mitzuteilen scheint.
Aus der gegenwärtigen Welt ziehen mich die Abfälle an, die wir erzeugen. Trotz der Verachtung, die wir ihnen entgegenbringen, sind sie überwältigend. Mit ihrem Blick geben sie uns den Sarkasmus zurück, ihre Besitzer und zukünftigen Begleiter zu sein. Ich weiß, dass wir mit ihnen verwesen und wie auch sie anderes Leben sein werden, das aus unserer toten Materie entstehen wird.
Mein Wunsch besteht darin, mit ihnen an die Größe der barocken Stillleben zu erinnern, indem ich neue Gegenstände erschaffe und erlaube, dass sich das Organische wieder aus dem Innern des Vergessenen entfaltet. Leben nach einem Tod, der in diesem Zyklus nie ein solcher ist, möchte ich mit meiner Fotografie ausdrücken; wissend, dass mein Auge eines Tages Teil des Prozesses sein wird.

Den ganzen Sommer ist Anabel Acuña für uns in der Stadt unterwegs und sucht nach Spanien in Berlin – ihre Erkundungen sowie das umfassende Rahmenprogramm zur Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” präsentieren wir hier im Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #goldenersommer

Interview und Foto: Anabel Acuña

Partner für den Goldenen Sommer: La Escalera

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Im Rahmen unserer Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” holen wir Spanien nach Berlin und präsentieren den Goldenen Sommer! Hier stellen wir unsere Partner vor, die mit ihrem Angebot spanisches Lebensgefühl verbreiten – von Küche über Musik bis zur Literatur. Dieses Mal: Pepe Pizzi und Germán Restrepo von La Escalera

Was gibt es bei euch?
Pepe und Germán: Die Buchhandlung “La Escalera” ist ein Antiquariat, das auf spanische, französische, italienische und portugiesische Bücher spezialisiert ist. Wir haben alles von Klassikern bis Kinderbücher. Außerdem ist La Escalera ein Treffpunkt für junge Autoren und ein Ort für kleine kulturelle Events.

Wie seid ihr nach Berlin gekommen?
Germán: Ich kam vor elf Jahren aus familiären Gründen her und wollte Sprachlehrer werden. Der Arbeitsmarkt hat mich aber gezwungen, meiner wahren Leidenschaft nachzugehen und im legendären Tacheless eine kleine Buchhandlung zu gründen. Bevor das Tacheles geschlossen wurde, habe ich mich entschieden, andere Orte und Konzepte zu probieren, bis wir in Prenzlauerberg landeten und hier unseren Platz fanden.

Wo findet ihr euer persönliches „kleines Spanien“ in Berlin?
Natürlich im “La Escalera”! Wir engagieren uns hier gemeinsam mit Vereinen und Institutionen, die sich um die alltägliche Probleme der hispanischen Migranten kümmern. Die Kontakte kamen über Pepe zustande und sie alle finden heute im La Escalera einen Treffpunkt.

Pepe Pizzi (links) und Germán Restrepo vom Buchladen La Escalera. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Anabel Acuna
Pepe Pizzi (links) und Germán Restrepo vom Buchladen La Escalera. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Anabel Acuna

Wie sieht euer Goldener Sommer aus?
Der wäre sehr aktiv: Zuerst ein umfangreiches Programm mit Events im La Escalera und danach Erholungsurlaub am Mittelmeer!

Was würdet ihr Leuten in Berlin empfehlen, die gern mehr über die Spanische Kultur erfahren wollen?
Es gibt viele spanische Buchhandlungen, in denen man der Kultur begegnen könnte, ebenso wie beim Instituto Cervantes und beim Iberoamerikanischen Institut. Auch die jungen Künstler, die ihre Werke in den Galerien von Neukölln und Kreuzberg zeigen, sind eine gute Möglichkeit, um ein bisschen mehr zu erfahren.

Was gefällt euch am Siglo de Oro?
Cervantes, Quevedo, Lope de Vega – die Literatur dieser Periode ist wahnsinnig gut! Aber auch die Malerei ist sehr beeindruckend: Wie die Figuren aus den dunklen Hintergründen der Gemälde mit viel Dramatik und in strahlenden Farben auftauchen, zum Beispiel im „Stillleben mit Fruchtkorb und Distel“ von Juan de Zurbarán.

Den ganzen Sommer ist Anabel Acuña für uns in der Stadt unterwegs und sucht nach Spanien in Berlin – ihre Erkundungen sowie das umfassende Rahmenprogramm zur Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” präsentieren wir hier im Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #goldenersommer

Interview und Foto: Anabel Acuña

Der Lange Weg nach Spandau

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Im Museum Europäischer Kulturen hat vor wenigen Tagen die Ausstellung „daHEIM: Einsichten in flüchtige Leben“ eröffnet. Sie wurde von geflüchteten Menschen selbst gestaltet und erzählt ihre Geschichten – Kristina Heizmann war vor Ort und hat einige der Beteiligten kennengelernt.

Afghanistan. Pakistan. Iran. Irak. Türkei. Griechenland. Mazedonien. Serbien. Ungarn. Österreich. Liechtenstein. Schweiz. Frankreich. Belgien. Deutschland. Jasim steht im Museum Europäischer Kulturen in Dahlem und malt diesen Weg quer durch den Nahen Osten und Europa auf eine Wand. 15 Länder hat er durchwandert, hat fast die ganze Strecke zu Fuß hinter sich gebracht. Immer nachts. Tagsüber hat er sich versteckt, gewartet, um in der nächsten Nacht weiterzugehen. Manchmal, sagt Jasim, hat er auf dieser Reise tagelang nichts gegessen, nicht geschlafen.

Jasim aus Afghanistan mit Barbara Caveng, der Initiatorin von KUNSTASYL. Foto: SPK / Ina Niehoff
Jasim aus Afghanistan mit Barbara Caveng, der Initiatorin von KUNSTASYL. Foto: SPK / Ina Niehoff

Sein Leben ist eine Aufzählung von Ländern, die ihn nicht haben wollten – nicht einmal sein eigenes. Seine Mutter hatte ihn, das in Afghanistan unehelich geborene Kind, zunächst für vier Jahre nach Pakistan gegeben. Zu seinem eigenen Schutz, wie er erklärt: Denn in seinem Geburtsland wird er als „ibn Haram“, als Vaterloser, beschimpft, ist rechtlos und aus jeder sozialen Gemeinschaft ausgeschlossen. In Afghanistan bringt ein uneheliches Kind Schande über die Mutter, über die Familie. Für Jasim hieß diese Ächtung: nie mit anderen Kindern zu spielen, nie eine Moschee zu besuchen, sich immer am Rand der Gesellschaft zu befinden.

Genormtes Warten: Wohnheim in Spandau. Foto: SPK / Ina Niehoff
Genormtes Warten: Wohnheim in Spandau. Foto: SPK / Ina Niehoff

Warten auf ein Ankommen
Jasim erzählt mit leiser Stimme, schaut viel auf seine Hände. Man muss sich anstrengen, ihn zu verstehen. Sein Alter ist schwer zu schätzen, er könnte 35 Jahre alt sein, aber auch 45. Tatsachlich ist Jasim 31. Die Flucht, die Ungewissheit, das Warten auf ein Ankommen haben ihn alt gemacht, sagt er und zeigt auf sich selbst. Die Haare an den Schläfen sind grau, in sein Gesicht haben sich die Erfahrungen der letzten fünf Jahre eingeschrieben. Er kann kaum schlafen, ist auch hier in Deutschland um vier Uhr morgens hellwach. Viel Stress, sagt er und meint damit die psychische Belastung, die es bedeutet, wenn man ohne festen Boden unter den Füßen lebt, ohne die Sicherheit, irgendwo auch mal bleiben zu können.

Gute Aussichten in Deutschland? Im Spandauer Wohnheim. Foto: SPK / Ina Niehoff
Gute Aussichten in Deutschland? Im Spandauer Wohnheim. Foto: SPK / Ina Niehoff

Heimat, das sind für Jasim seine Familie und sein Land. Zurück will er trotzdem nicht. Afghanistan sei in der Vergangenheit gefangen und bewege sich jeden Tag weiter zurück, erklärt er. Kinder dürfen nicht lesen und schreiben lernen, Schulen werden geschlossen. Die Taliban herrschen heimlich auch dort, wo sie nicht offiziell an der Macht sind, und gehen rigoros gegen alles vor, was sie für zu weltlich befinden. Ein zutiefst ungerechtes Land sei Afghanistan, und ohne Bildung für breite Teile der Bevölkerung werde sich das auch in absehbarer Zeit nicht ändern. Ein Land auf dem Weg zurück in die Vergangenheit, ohne Zukunft.

Handfest, humorvoll, offen
Seit Januar 2015 ist Jasim in Deutschland, seit Juli wartet er in der Gemeinschaftsunterkunft in der Staakener Straße in Spandau auf die Verhandlung seines Asylverfahrens. Das Wohnheim liegt an der Grenze zum Industriegebiet, und irgendwie auch an der Grenze zur deutschen Gesellschaft. Genormtes Warten, so könnte man das beschreiben, was hier passiert. Ungefähr einhundert „Heimbewohner“ sind hier verteilt auf Zimmer mit bis zu fünf Betten, einem kleinen Tisch, Stühlen, Schrank und Waschbecken. Brauner, fleckiger Teppichboden erzählt von der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Gesundheitsamt. Instinktiv möchte man nach dem Automaten suchen, der die Wartenummern ausgibt. Eine Gemeinschaftsküche befindet sich auf dem Flur, die Toilette ebenso. Hier hat man nicht das Gefühl, irgendwo angekommen zu sein oder eigenen Raum zu finden.

Ob das wirklich so sein muss, stellt die Künstlerin Barbara Caveng in Frage. Das von ihr 2015 ins Leben gerufene Projekt KUNSTASYL will, dass Menschen, die fliehen mussten, an der Gestaltung ihres Lebensraumes beteiligt werden. KUNSTASYL ist deswegen auch keine Beschäftigungstherapie, kein betreutes Malen und Basteln. Das Projekt versteht sich vielmehr als Plattform, über die im gemeinsamen Austausch Möglichkeiten eröffnet werden sollen; gleichzeitig geht es darum, die Kommunikation nach innen und nach außen zu stärken.

Viel Platz für Ideen: Das Projekt KUNSTASYL will Lebensraum verändern. Foto: SPK / Ina Niehoff
Viel Platz für Ideen: Das Projekt KUNSTASYL will Lebensraum verändern. Foto: SPK / Ina Niehoff

Was zunächst nach wolkiger Theorie klingt, wird sehr handfest, humorvoll und mit einer großen Portion Offenheit in die Praxis umgesetzt: Syrer, Albaner, Iraker, Pakistaner, Deutsche stehen eng aneinandergedrängt in einem der Zimmer. Die Metallbetten sind auf der einen Zimmerseite übereinandergestapelt, das spärliche Mobiliar an den Rand geschoben. Eine Wand, die Wand neben Yasirs Bett, soll heute gestrichen werden. Er möchte Farbe, um darauf die Augen und mit ihnen den Geist ausruhen lassen zu können. Blickt man auf die eierschalfarbenen, leicht schmuddeligen Wände, kann man den Wunsch des 30-Jahrigen aus dem Irak gut verstehen. Die Austauschbarkeit des Mobiliars, die Beliebigkeit des Zimmers – wie soll man sich hier zu Hause fühlen, neue Erinnerungen entstehen lassen? Stattdessen ist viel Platz für die Geister der Vergangenheit.

Dachil, Teil des KUNSTASYL-Teams, hat das Logo des Projekts entworfen. Foto: SPK / Ina Niehoff
Dachil, Teil des KUNSTASYL-Teams, hat das Logo des Projekts entworfen. Foto: SPK / Ina Niehoff

Eine Weltgesellschaft im Kleinformat
Während Yasir gemeinsam mit Dachil die Farbe anrührt, erklärt Barbara Caveng die Grundidee des KUNSTASYLS. Es ist kein Projekt „für Flüchtlinge“, sondern etwas, das im Miteinander entsteht, aus den Ideen und Impulsen derjenigen, die sich beteiligen. Überhaupt, „Flüchtlinge“ oder „Geflüchtete“, diese Begriffe werden im Projekt nicht verwendet. Für Barbara Caveng und alle am Projekt Beteiligten sind das einfach Menschen, die ein solches Etikett nicht verdient haben: Ein Etikett, das den Blick auf den Charakter, überhaupt auf die Person verstellt, die einem gegenübersteht. Begriffe, die die Menschen, die fliehen mussten, aus der Gesellschaft ausgrenzen.

Yasir aus dem Irak will mit Farbe die Geister der Vergangenheit vertreiben. Foto: SPK / Ina Niehoff
Yasir aus dem Irak will mit Farbe die Geister der Vergangenheit vertreiben. Foto: SPK / Ina Niehoff

So grundsätzlich und tatsächlich grenzenlos funktioniert das KUNSTASYL dann auch: Es gibt keine Projekte nur für Männer, nur für Frauen, für Kinder oder für bestimmte Religionsgruppen. Die Aktionen sind offen für alle, die daran teilnehmen wollen, es ist eine Weltgesellschaft im Kleinformat, die hier täglich ausprobiert, geübt und gelebt wird. Tatsächlich werkeln in diesem Moment Menschen aus sechs Nationen und mindestens vier Religionsgemeinschaften einträchtig an der Umgestaltung des Zimmers, während Kinder herein- und hinaustoben und immer mal wieder jemand die Türe öffnet, um sich nach dem Stand der Arbeiten zu erkundigen.

Dass die Idee des von Grund auf gemeinsam erarbeiteten Projekts trotz anfänglicher Skepsis funktioniert, bestätigt auch Dachil. Von Anfang an war der 24-Jahrige, der aus Sindschar im Irak stammt, Teil des Teams, hat die Entwicklung des Projekts maßgeblich mitgestaltet. Er hat auch das Logo des KUNSTASYLS entworfen. Es zeigt einen Mann, der seinen Fingerabdruck wie einen Stein auf dem Rücken schleppt: unauslöschbare Abdrucke, die das Leben auf der Seele hinterlasst. Trotz dieser Spuren, die jede Bewohnerin und jeder Bewohner mit sich herumträgt, ist das Zusammenleben im Wohnheim ein anderes geworden, seit der Bauwagen des KUNSTASYLS dort auf dem Hof steht, findet er. Die Menschen definierten sich nicht mehr in erster Linie über ihre Herkunft oder über ihren Glauben. Stattdessen sei eine neue Identität jenseits der Religionen und Nationalitäten gewachsen.

Zum eigenen Handeln ermächtigt
Die Bewohner sind stolz auf das, was sie hier tun. Das Projekt, sagt Dachil, gebe ihnen ihre Würde zurück. Und die Freiheit, das Gegenüber als Person, als Individuum zu sehen. „Die Kunst hat die Menschen hier in Kontakt miteinander gebracht“, sagt Dachil. Dass man zusammenleben kann mit denjenigen, die ganz anders denken als man selbst, das hätte er vorher nicht für möglich gehalten.

Kunst: Arbeit und Hoffnung zugleich. Foto: SPK / Ina Niehoff
Kunst: Arbeit und Hoffnung zugleich. Foto: SPK / Ina Niehoff

Jetzt greift das KUNSTASYL von Spandau nach Dahlem. Das Projekt hat einen der Räume des Museums Europäischer Kulturen in „freundlicher Übernahme“ okkupiert, ein Banner mit dem Fingerabdruck-Logo flattert am Museumseingang. Im Museum malt nicht nur Jasim seinen Weg nach Deutschland, sondern auch Dachil und andere Bewohner des Spandauer Wohnheims. Ihre schmerzhaften Erinnerungen, aber auch ihre Träume nehmen an den Wänden des Raumes Gestalt an. Zusammengehalten werden sie von der ikonischen Welle des japanischen Holzschnittmeisters Hokusai, die sich durch alle Gemälde zieht. Die Welle ist Symbol der Kraft, des Schmerzes, aber auch der Hoffnung und der Bewegung. In den Räumen des Museums haben die Bilder und Gedanken Platz, sich zu entwickeln.

Blick in die Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen. Foto: SPK / Ina Niehoff
Blick in die Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen. Foto: SPK / Ina Niehoff
Die ikonischen Welle des japanischen Holzschnittmeisters Hokusai zieht sich durch den ganzen Ausstellungsbereich. Foto: SPK / Ina Niehoff
Die ikonischen Welle des japanischen Holzschnittmeisters Hokusai zieht sich durch den ganzen Ausstellungsbereich. Foto: SPK / Ina Niehoff

„Beispiellos“ findet es Barbara Caveng, dass eine Institution wie das Museum Europäischer Kulturen „einfach 500 Quadratmeter frei macht, damit die, die kommen, wieder zum eigenen Handeln ermächtigt werden.“ Also eben keine paternalistische Einladung zur Teilhabe oder zur freundlich genehmigten Integration in eine Mehrheitsgesellschaft – sondern eine Möglichkeit, Unterschiede zu zeigen und auch bestehen zu lassen. Ein wirklich souveränes Europa eben. Sie schätzt aber auch die gemeinsame Konzeptionsarbeit und den daraus entstehenden Prozess der Ausstellungsentwicklung: Am 22. Juli eröffnete die Ausstellung „daHEIM: Einsichten in flüchtige Leben“, die die jetzt entstehenden Zeichnungen und Installationen in historische Beispiele von Geflüchteten im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts einbetten wird.

“Das Spannende ist, dass alle voneinander lernen“
Für Elisabeth Tietmeyer, die Direktorin des Museums, passt das Vorhaben hervorragend zum Profil des Hauses: „In allen Aktivitäten involvieren wir Besucher oder die Protagonisten selbst. Mit diesem Projekt gehen wir noch einen Schritt weiter, denn es wird vollkommen eigenständig von denen umgesetzt, um die es geht – wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums halten uns im Hintergrund, sind für die administrativ-organisatorischen Aufgaben zuständig und helfen bei der Vermittlung. Das Spannende daran ist, dass alle Beteiligten unglaublich viel voneinander lernen.“

"Flüchtling" - ein Etikett, das den Menschen dahinter verschwinden lässt. Foto: SPK / Ina Niehoff
“Flüchtling” – ein Etikett, das den Menschen dahinter verschwinden lässt. Foto: SPK / Ina Niehoff

Jeder, der über einen der vielen beschwerlichen Wege nach Deutschland gelangt, habe die Hoffnung, hier ein neues Leben zu finden, glaubt Dachil. Menschen verlassen ihre alte Heimat für einen Traum, einen kleinen oder einen größeren. Sein eigener Traum konnte Schritt für Schritt Wirklichkeit werden: Im Museum kokuratiert er die gerade entstehende Ausstellung, über das Projekt hat er eine eigene Wohnung in Neukölln gefunden und fängt im Oktober ein Kunststudium in der Foundation Class der Kunsthochschule Weißensee an. Seine Kunst, das ist für ihn die Zukunft, auch wenn ihm klar ist, dass das kein einfacher Weg sein wird.

Jasim dagegen weiß nach seinem langen Weg nicht mehr, welcher Schritt der nächste sein könnte. Er hat alles getan, was Deutschland von ihm verlangt, sagt er: Deutsch-, Integrations- und Ausbildungskurse besucht, seinen Fall immer wieder erklärt, Nachweise vorgelegt, Ämter besucht. Er möchte ein neues Leben aufbauen, mit der Kraft seiner eigenen Hände. „I came for the peace, not for the money.“ Wenn Jasim hier nicht bleiben darf, dann weiß er nicht, was er tun, wohin er noch gehen soll. Europa hat er ja schon durchwandert.

Dieser Text erschien im aktuellen SPK-Magazin zum Thema “Heimat”.

„Darf man den gleichen Kunstgeschmack haben wie Hitler?“ – „Bei Böcklin schon!“

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Das Gästebuch ist noch immer ein beliebter Weg für Museumsbesucher, sich selbst zu Ausstellungen oder Werken zu äußern. Maria Obenaus, Wissenschaftliche Museumsassistentin i. F. der Nationalgalerie, hat Besucherstimmen zur Ausstellung „Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933-1945“ ausgewertet.

„Darf man den gleichen Kunstgeschmack haben wie Hitler?“ Mit dieser Frage verlieh ein Besucher seiner Irritation Ausdruck, als er die Ausstellung „Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933-1945“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin verließ. Er hinterließ sie im Besucherbuch. Für uns Kuratoren geben diese Einträge ein wichtiges Feedback zu unserer Arbeit: Sie sind direkte und unmittelbare Reaktionen auf einen Ausstellungsbesuch, mal anonym, mal mit Unterschrift. Seitdem die Ausstellung im November 2015 eröffnet wurde, haben sich einige Besucherbücher gefüllt, in denen Eindrücke, Dank und Kritik niedergeschrieben wurden.

„Ja natürlich!“, antwortete ein Besucher auf die Frage nach dem Kunstgeschmack. „Bei Böcklin schon!“ ein anderer. Arnold Böcklins Gemälde „Die Toteninsel“ von 1883 ist das älteste Werk der Ausstellung. Der Künstler war während der „schwarzen Jahre“ bereits tot, allerdings schätzte Adolf Hitler die Kunst des 19. Jahrhunderts und insbesondere Böcklin sehr. Die Toteninsel erwarb Hitler 1936 für die Reichskanzlei. In der Ausstellung wird Böcklin neben Künstlern gezeigt, die dem Nationalsozialismus dienten. Im Besucherbuch ist dazu zu lesen: „Der arme Böcklin, er kann doch nichts dafür.“ Und „Schade, dass Böcklin ‚ohne seine Genehmigung‘ auf der Seite der Nationalsozialisten hängt.“

Besucherbücher zur Ausstellung, Foto: Maria Obenaus
Besucherbücher zur Ausstellung, Foto: Maria Obenaus

“Überraschung des Jahres“
Die Einreihung neben Werken von Arno Breker, Georg Kolbe oder Franz Radziwill zeigt die Indienstnahme von Kunst auch über den Tod des Künstlers hinaus. Und Böcklin begeistert bis heute: „Wir folgten eigentlich ‚nur‘ dem Gemälde von Böcklin ‚Die Toteninsel‘ und so gelangten wir zu dieser einzigartigen, wundervoll gestalteten und dokumentierten Ausstellung. DANKE für die Überraschung des Jahres 2015.“

Den Künstlern, die mit ihrer Kunst – bewusst oder ungewollt – den Nationalsozialismus unterstützten, stellt die Ausstellung Kunstwerke entgegen, die den Widerstand einzelner Künstler thematisieren. „Sehr mutig, verfolgte Künstler und Arno Breker in einem Raum auszustellen, ist hier aber gelungen, auch durch die guten Erläuterungen.“ Die ausgestellten, historischen Dokumente bleiben dabei nicht ohne Wirkung auf die Kunst: „Die Rede Görings am Anfang der Ausstellung erschüttert, und diese Erschütterung hält bis zum Bestaunen des letzten Bildes an.“

Stimmen aus dem Ausland
Die Kunstpolitik der NS-Zeit wurde in den letzten Jahren durch prominente Restitutionsfälle und nicht zuletzt den Schwabinger Kunstfund um Cornelius Gurlitt in der breiten Öffentlichkeit thematisiert und bekannt. In nahezu jeder deutschen Kunstsammlung sind diese Geschichten anhand einzelner Kunstwerke nachvollziehbar: „Man weiß zwar vieles schon, hier wird es aber durch die konkreten Details sehr anschaulich.“

Zahlreich sind auch die Stimmen von ausländischen Besuchern, aus Italien, den USA, Chile oder Japan: „The creation of this exhibition is amazing, walking between the pieces, status and painting made me cry when I got to the end, and the Picasso painting broke my heart.“ Ein weiterer Besucher schrieb: “Amazing, important show. We are proud at the Germans integrity, not to ignore facts which had reflected the world”. Eine Besucherin aus den USA formulierte, was häufig in den Beiträgen anklingt: “A very important exhibition, which hopefully does not foretell another dark era in the EU and the USA.”

Arnold Böcklins „Die Toteninsel“ von 1883 neben Georg Kolbes „Herabschreitender“ von 1940 in der Ausstellung „Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933-1945“ © für Georg Kolbe bei der VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Foto: Thomas Bruns
Arnold Böcklins „Die Toteninsel“ von 1883 neben Georg Kolbes „Herabschreitender“ von 1940 in der Ausstellung „Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933-1945“ © für Georg Kolbe bei der VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Foto: Thomas Bruns

„Führt die AFD hier mal durch“
Die Geschichten von Verfolgung, Flucht und Nationalismus finden ihre Parallele in der Gegenwart: „In diesen Zeiten ist diese Ausstellung eine wichtige Mahnung, was der Krieg für die Künstler bedeutet – ich war sehr berührt.“ Ein anderer Beitrag lautet: „Gut, um wieder erinnert zu werden, was in Freiheit leben bedeutet.“ Auch der Vorschlag „Führt die AFD hier mal durch“, macht die Aktualität der erzählten Geschichten deutlich. „Die Erdogans dieser Welt sollten sich diese Ausstellung ansehen!“.

Foto: Maria Obenaus
Foto: Maria Obenaus

Es ist kein einfaches Thema, dem sich die Ausstellung widmet. Klar wird auch, dass eine schwarz-weiß Zeichnung bei der Bewertung von Künstlerkarrieren und der Kunstrezeption in der NS-Zeit nicht möglich ist. Die Besucherstimmen zeigen, dass Kunstwerke und das Erzählen individueller Geschichten einen emotionalen Zugang zu komplexen Themen ermöglichen. „Eine großartige Ausstellung, deren Bilder bis ins Mark treffen.“ „Berührend“, „ergreifend“ und „bewegend“ sind Adjektive, die häufig zu lesen sind. Kunst schafft einen emotionalen Zugang zur Vergangenheit. „Ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur in Deutschland“, schrieb ein Besucher resümierend. „Gut, daß ich mir die Ausstellung doch noch angesehen habe. Danke!“

Die Laufzeit der Ausstellung wurde übrigens um drei Wochen verlängert. Somit besteht bis zum 21. August die Gelegenheit für einen Besuch.

 Foto: Maria Obenaus
Foto: Maria Obenaus
Ein japanischer Besucher hinterließ eine Zeichnung des Trommlers aus dem titelgebenden Gemälde „Die schwarzen Zimmer (2. Fassung)“ von Karl Hofer, Foto: Maria Obenaus
Ein japanischer Besucher hinterließ eine Zeichnung des Trommlers aus dem titelgebenden Gemälde „Die schwarzen Zimmer (2. Fassung)“ von Karl Hofer, Foto: Maria Obenaus

Bitte berühren! Tastführungen im Ägyptischen Museum

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Manuela Gander, freie Mitarbeiterin der Staatlichen Museen zu Berlin, begleitet häufig Besuchergruppen durch das Ägyptische Museum und Papyrussammlung. Eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen liegt ihr dabei besonders am Herzen: Blinde und Besucher mit einem eingeschränkten Sehvermögen.

„Bitte die Objekte nicht berühren!“ – wie oft hört man diesen Satz im Museum. Aber bei der heutigen Führung mit dem Thema „Schrift und Schreiber“ ist Anfassen sogar ausdrücklich erwünscht. Vorsichtig ertasten die Hände von Wolfgang Schöller die Konturen der vor ihm befindlichen Skulptur. Sie ist mit etwa 60 cm Höhe nicht sehr groß. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen Mann handelt, der seine Beine im Schneidersitz verschränkt hat. Manuela Gander erklärt, dass es sich hierbei um einen Schreiber handelt, auf dessen Oberschenkeln ausgebreitet eine lange Papyrusrolle liegt, die mit Hieroglyphen beschrieben ist.

Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin

Weitere Schreiberutensilien hängen zusammengebunden über seiner linken Schulter: Farbpalette, Farbbeutel sowie ein Behälter für die Binsenstängel, die als Schreibgerät dienten. Genau dort hält Wolfgang Schöller kurz inne und stutzt, denn dieser Schulterbereich fühlt sich wärmer an als der Rest der Statue. Tatsächlich ist die linke Schulter der Statue abgebrochen und wurde originalgetreu in Gips ergänzt. Gips hat eine deutlich geringere Wärmeleitfähigkeit als der schwarze Granodiorit, aus dem die Statue besteht. Was für Sehende erst nach genauem Hinschauen zu erkennen ist, hat Wolfgang Schöller durch den Temperaturunterschied ertastet und ist schlichtweg begeistert. Denn er ist blind, wie auch die anderen Teilnehmer dieser Führung, die nun einer nach dem anderen den Schreiber namens Sobekhotep kennenlernen.

„ … immer an der Wand ‘lang“
Viermal im Jahr finden diese öffentlichen Tastführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung statt. Während der Führung können viele originale Skulpturen und Sarkophage unterschiedlicher Epochen betastet werden, ergänzt durch Repliken und Gipsabgüsse, deren Originale im Museum ausgestellt sind. Ein besonderes Highlight ist die betastbare Büste der Königin Nofretete, die neben ihrem weltberühmten Original im Nordkuppelsaal des Neuen Museums ausgestellt ist.

Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin

Anhand wechselnder Themen wird ein umfassender Einblick in das Leben der alten Ägypter gegeben. Die Themen reichen von Jenseitsvorstellungen oder dem System der Hieroglyphenschrift über berühmte Pharaonen und bedeutende Persönlichkeiten bis zur Kunst. Und bei einem Rundgang durch das Neue Museum unter dem Thema „Architektur und Restaurierungsmaßnahmen“ heißt es dann sprichwörtlich „ … immer an der Wand ‘lang“.

Auf jeden Besucher speziell eingestellt
Ein Museumsrundgang mit sehbehinderten und blinden Besuchern stellt andere inhaltliche und methodische Anforderungen als eine „normale“ Führung. Was für Sehende völlig selbstverständlich ist, muss für Blinde nachvollziehbar erläutert werden. Präzise Erklärungen der Maße, Proportionen und Farben der Objekte sowie auch der räumlichen Umgebung spielen dabei eine entscheidende Rolle. Hierbei kann dem Besucher im Ägyptischen Museum eine große Materialvielfalt präsentiert werden, wie zum Beispiel verschiedene Granitarten, Basalt, Kalzit-Alabaster, Grauwacke, Holz und Papyrus.

Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin

Die Führung dauert deutlich länger, da sich Manuela Gander auf jeden Besucher speziell einstellt und jeden einzeln, Schritt für Schritt über das Objekt führt. Nach dem Betasten wird das Objekt in seinen historischen Kontext eingebettet, auf Besonderheiten hingewiesen, handwerkliche Techniken erläutert und natürlich auf viele Fragen geantwortet. Auch werden die Inschriften auf dem Objekt übersetzt und passende zeitgenössische Texte vorgetragen.

Im Museum die Zeit vergessen
Doch welche Objekte dürfen betastet werden? Die Entscheidung fällt die Museumsdirektorin Friederike Seyfried in Abstimmung mit den zuständigen Restauratoren. Zentrale Kriterien bei der Auswahl sind das Material und der Erhaltungszustand. Objekte mit einer originalen Bemalung dürfen nicht betastet werden. Auch werden die Teilnehmer vor der Führung gebeten, Ringe, Armbänder, Uhren und lange Ketten abzulegen, um den Objekten nicht versehentlich zu schaden.

Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin

Ziel der Tastführungen ist es, für die seheingeschränkten und blinden Besucher ein eindrucksvolles und unterhaltsames Museumserlebnis zu kreieren. Über die barrierefreie haptische Wahrnehmung der Objekte erhalten sie einen unmittelbaren Zugang zu einer faszinierenden, längst vergangenen Kultur. Oder wie Herr Schöller nach einer Führung kürzlich sagte: „Wie schon in den vorangegangenen Führungen gab es auch diesmal ausführlich Gelegenheit, Originale zu betasten und dazu fachliche Erläuterungen zu erhalten, die einen die Zeit vergessen ließen.“

Die nächsten öffentlichen Tastführungen im Ägyptischen Museum Berlin finden am 13. August und 26. November 2016 von 16 bis 18 Uhr statt. Weitere Informationen gibt es hier.

Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin
Blindenführungen im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung. © Staatliche Museen zu Berlin

Partner für den Goldenen Sommer: La Plaza

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Im Rahmen unserer Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” holen wir Spanien nach Berlin und präsentieren den Goldenen Sommer! Hier stellen wir unsere Partner vor, die mit ihrem Angebot spanisches Lebensgefühl verbreiten – von Küche über Musik bis zur Literatur. Dieses Mal: Santiago Suárez von La Plaza

Was gibt es bei La Plaza?
Santiago: Wir sind ein gemeinnütziger Verein zur Förderung der Kultur und der Integration von Migranten in Deutschland. Unser Angebot umfasst Sozialberatung, Psychosoziale Beratung und Berufsorientierung. Da wir ein starkes Interesse an Kunst und Kultur haben, veranstalten wir Kunstausstellungen und sogar kleine Abende zur Verkostung von spanischen Spezialitäten, gelegentlich mit Musik. Die in unseren Räumen ausgestellten Kunstwerke nehmen wir als große Bereicherung unseres Alltags wahr.

Wie bist du nach Berlin gekommen?
Ich bin vor zehn Jahren als Stipendiat eines europäischen Studentenprogramms nach Berlin gekommen. Ich habe mich sofort in die Stadt Berlin verliebt. Da ich in Spanien Operngesang
studiert hatte, konnte ich in Berlin zahlreiche Möglichkeiten finden, um mich professionell
weiterzuentwickeln. Diese Erfahrung hat mir aber auch gezeigt, dass der Bereich des Kulturmanagements an vielen Stellen zu wünschen übrig lässt. Aus diesem Grund, und weil ich die Schwierigkeiten des Migrationsprozesses gut kenne, habe ich mich vor zwei Jahren entschlossen, mit Kollegen den Verein “La Plaza” zu gründen.

Wo findest du dein persönliches „kleines Spanien“ in Berlin?
Immer, wenn ich bei meinem Späti vorbeigehe und ein leckerer Rotwein auf mich wartet.

Wie sieht dein Goldener Sommer aus?
Bisher sehr nass! Aber mit spannenden Projekten, darüber freue ich mich.

Was würdest du Leuten in Berlin empfehlen, die gern mehr über die spanische Kultur erfahren wollen?
Sie sollten die Ausstellung „El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez“ auf keinen Fall verpassen!

Welches ist dein Lieblingsbild des Siglo de Oro?
Ich bin ein großer Fan von el Greco: Er ist irgendwie immer noch so modern, es ist unglaublich! Aber wenn ich mir ein Bild aussuchen muss, ist es wohl “Die Pastetenesser” von Murillo. In Andalusien, wo ich herkomme, es ist ganz normal eine Kopie von einem Murillo im Wohnungszimmer einer Nachbarin oder der Oma zu finden. Das bringt viele schöne Erinnerungen meiner Kindheit zurück.

Den ganzen Sommer ist Anabel Acuña für uns in der Stadt unterwegs und sucht nach Spanien in Berlin – ihre Erkundungen sowie das umfassende Rahmenprogramm zur Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” präsentieren wir hier im Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #goldenersommer

Interview und Foto: Anabel Acuña

Partner für den Goldenen Sommer: Mi Escuela

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Im Rahmen unserer Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” holen wir Spanien nach Berlin und präsentieren den Goldenen Sommer! Hier stellen wir unsere Partner vor, die mit ihrem Angebot spanisches Lebensgefühl verbreiten – von Küche über Musik bis zur Literatur. Dieses Mal: Mariela Mello-Wolter von der Sprachschule Mi Escuela.

Was gibt es bei dir?
Mariela Mello-Wolter: Mi Escuela ist eine kleine spanische Kultur- und Sprachschule. Wir unterrichten alle Altersstufen ab anderthalb Jahren und ohne Altesrgrenze. Um unser Angebot zu erweitern, haben wir auch Englisch- und Deutsch-Sprachkurse. Unser Team ist in verschiedenen Bereichen spezialisiert und deswegen ist unser Angebot sehr breit.

Wie bist du nach Berlin gekommen?
Ich bin die Gründerin der Schule, auch wenn die Schule in der Praxis allen gehört, die dort arbeiten und lernen. Ich habe vorher in Münster gelebt und bin aus familiären Gründen nach Berlin gekommen. Ich fühle mich aber mittlerweile ganz als Berlinerin, da meine Kinder hier geboren sind.

Wo findest du dein persönliches „kleines Spanien“ in Berlin?
In „Mi Escuela“!

Wie sieht dein Goldener Sommer aus?
Der goldene Sommer ist von kulturellen Aktivitäten wie einem Besuch von „El Siglo de Oro“ sowie von Sport, Schwimmen und viel Zeit mit der Familia geprägt.

Was würdest du Leuten in Berlin empfehlen, die gern mehr über die Spanische Kultur erfahren wollen?
Zu uns zu kommen und an einem Sommerkurs teilzunehmen! Wir haben Sonderangebote für diese Saison.

Was magst du am Siglo de Oro?
Da ich aus dem Literaturbereich komme, kenne ich mich besser mit der Literatur der Zeit aus, aber in Paraguay, wo ich geboren wurde, hat man auch Kontakt mit dem spanischen Barock. Ich erinnere mich an die schönen, kleinen Kirchen, die von Jesuitischen Missionaren gebaut wurden.
In der Malerei gefallen mir Stillleben mit Blumen sehr, etwa von Juan de Arellano: Es ist sehr realistisch. Es gibt Blumen, die langsam welken, während andere gerade anfangen, mit großem Glanz zu blühen. Genau so ist das Leben. Es ist nur ein Gemälde mit Blumen und trotzdem schließt es das ganze Konzept ein, mit Dunkelheit, Licht und Farbe.

Den ganzen Sommer ist Anabel Acuña für uns in der Stadt unterwegs und sucht nach Spanien in Berlin – ihre Erkundungen sowie das umfassende Rahmenprogramm zur Ausstellung “El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez” präsentieren wir hier im Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #goldenersommer

Interview und Foto: Anabel Acuña

Lackkunst im Schloss Köpenick, Teil 2: Lob der guten Herrschaft

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Diese Serie von Blogeinträgen ist der Versuch, während der Laufzeit in loser Folge über die Entstehung der Ausstellung “Lob der Guten Herrschaft. Die Lackkunst des Gérard Dagly” in Schloss Köpenick zu berichten.

Blognotizen
von Dr. Achim Stiegel, Kurator der Ausstellung “Lob der Guten Herrschaft. Die Lackkunst des Gérard Dagly” und seit bald 15 Jahren Kurator der Möbelsammlung am Kunstgewerbemuseum.

Endete der letzte Blogeintrag mit der Detailaufnahme vom Lackpaneel der linken Tür des Münzschrankes, soll hier zu Beginn die rechte Türseite gezeigt werden.

Detail vom Münzschrank: Lackpaneel der rechten Tür © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Tomasz Samek, Münster
Detail vom Münzschrank: Lackpaneel der rechten Tür © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Tomasz Samek, Münster

Die beiden Bildtafeln der Front zeigen Uferlandschaften mit bizarren Felsformationen, vereinzelten Bäumen und verschiedenster Vegetation. Beide Szenen sind von einem Phönixpaar dominiert. Während das pfauenähnliche Fabelwesen auf der linken Seite den Himmel beherrscht, hat sich sein Partner rechts bereits auf einem Felsen niedergelassen. Gegen die Größe der beiden Vögel nehmen sich Landschaft und Staffagefiguren winzig aus.

Details aus beiden Bildtafeln der Front: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Achim Stiegel
Details aus beiden Bildtafeln der Front: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Achim Stiegel
Details aus beiden Bildtafeln der Front: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Achim Stiegel
Details aus beiden Bildtafeln der Front: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Achim Stiegel

Ganz im Bann der Fabelwesen sind die mit den Attributen asiatischer Herkunft versehenen Figuren in Anbetung verfallen. Mit erhobenen Armen, wehenden Gewändern und exaltiertem Gestus scheinen sie die Ankunft der kaiserlichen Glücksbringer zu begehen.
Wie ungewöhnlich dieses Motiv ist, lässt schon der prüfende Blick auf die beiden Füllungen auf den Seiten des Schrankes erahnen.

Detail vom Münzschrank: Lackpaneel der rechten Seite © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Tomasz Samek, Münster
Detail vom Münzschrank: Lackpaneel der rechten Seite © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Tomasz Samek, Münster

Dort liegen unter einem tiefen Horizont Inseln mit komponierten Silhouetten von karg bewachsenen Felsen, an deren Ufer sich Pavillons und Pagoden drängen. Die Leere des Himmels ist von einigen Wolken und Vögeln bevölkert, von denen drei – wie wir gesehen haben – ihren Weg auf das gewölbte Dach gefunden haben.

Detail vom Münzschrank © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Achim Stiegel
Detail vom Münzschrank © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Achim Stiegel

Zarte Insekten schwirren umher und zeigen uns, ebenso wie die sanft schaukelnden Gräser, dass die Schwärze mit luftiger Atmosphäre gefüllt ist. Sie alle bezeugen die dekorative Qualität der aufwendigen reliefierten Lackarbeit und die gelungene Imitation der japanischen Lackkunst takamaki-e.

In den Lacktafeln der Front jedoch geht der Künstler Dagly über die reine Imitation seiner ostasiatischen Vorbilder hinaus. So trifft dort das Phönixpaar, in China wie Japan glückbringendes Symbol für gute Herrschaft und Ausweis höchst herrschaftlicher Objekte, auf die Sphäre der Menschen. Ist diese gemeinsame Darstellung des mythischen Vogels mit den gewöhnlichen Sterblichen in der ostasiatischen Kunst bereits ohne Vorbild, so sprengt deren aufgeregter, feierlicher Gestus vollständig die asiatische Bildtradition. Das Motiv der zum Himmel ausgebreiteten Arme stammt vielmehr aus der europäischen antiken Bilderwelt und ist dort als Gestus der Anbetung bekannt.

Ein schönes Beispiel hierfür bietet ein Silbertaler, der ungefähr zehn Jahre zuvor, 1681, unter dem brandenburgischen Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm geprägt wurde, als das Herzogtum Magdeburg an Brandenburg fiel.

Silbertaler, Magdeburg 1681 © Staatliche Museen zu Berlin, Münzkabinett, Inv. Nr. 18215122, Foto: Reinhard Saczewski
Silbertaler, Magdeburg 1681 © Staatliche Museen zu Berlin, Münzkabinett, Inv. Nr. 18215122, Foto: Reinhard Saczewski

Hier empfängt die Personifikation Magdeburgs den Segen spendenden brandenburgischen Adler mit Zepter und Füllhorn und streckt ihm zur Huldigung ihre erhobenen Arme entgegen.
Der Münzschrank vereint somit die ostasiatische und europäische Bildtradition in einer Huldigung an Kurfürst Friedrich III., dessen Radmonogramm auf dem vergoldeten Beschlag im Zentrum des Schrankes steht.

Detail vom Münzschrank: zentraler Beschlag mit Chrysanthemen und zweifachem Radmonogramm (auf der Schlagleiste) © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Tomasz Samek, Münster
Detail vom Münzschrank: zentraler Beschlag mit Chrysanthemen und zweifachem Radmonogramm (auf der Schlagleiste) © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Tomasz Samek, Münster
Detail vom Münzschrank: zentraler Beschlag mit kurfürstlichem Radmonogramm © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Christian Fischer
Detail vom Münzschrank: zentraler Beschlag mit kurfürstlichem Radmonogramm © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum; Foto: Christian Fischer

Aus der Nähe betrachtet, besteht das Monogramm aus der viermal ins Kreuz gestellten Initialie „F III“ unter dem Kurhut, der Kopfbedeckung der Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, mit dem Zepter im Zentrum. Das Motiv bekrönt das Antikenkabinett der Brandenburg-Preußischen Kunstkammer im Berliner Schloss und im nächsten Blogeintrag soll es darum gehen, zu zeigen, dass der Münzschrank mit seiner Huldigung an den Brandenburgischen Kurfürsten nicht allein steht. Er gehört vielmehr zu einem Bildprogramm im Dienst des zentralen kurfürstlichen Projekts: der eigenen Rangerhöhung zum preußischen König.

Kupferstich, Idealisierte Ansicht des Münz- und Antikenkabinetts im Berliner Schloss um 1695 (Detail), Samuel Blesendorf, aus: Thesaurus Brandenburgicus selectus, Band 1, Berlin 1696 © Staatliche Museen zu Berlin
Kupferstich, Idealisierte Ansicht des Münz- und Antikenkabinetts im Berliner Schloss um 1695 (Detail), Samuel Blesendorf, aus: Thesaurus Brandenburgicus selectus, Band 1, Berlin 1696 © Staatliche Museen zu Berlin

Verloren – oder nicht? Ideale, Erinnerungen und neue Chancen im Bode-Museum

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Das Bode-Museum blickt auf eine bewegte Geschichte zurück – ebenso wie viele seiner Exponate. Der Kurator für italienische Kunst vor 1500, Neville Rowley, erprobt neue Möglichkeiten in der Auseinandersetzung mit den Erinnerungen und den Brüchen in der Sammlung.

Das Bode-Museum war schon immer eine bauliche Besonderheit. 1904 wurde es als Kaiser-Friedrich-Museum eröffnet, und die exklusive Lage mit Spreeblick an der Spitze der Museumsinsel erforderte einen einzigartigen dreieckigen Grundriss.

Lage mit Spreeblick. Das Bode-Museum © Staatliche Museen zu Berlin / Bernd Weingart
Lage mit Spreeblick. Das Bode-Museum. © Staatliche Museen zu Berlin / Foto: Bernd Weingart

Dass dennoch fast jeder Raum von natürlichem Licht profitiert, liegt an den fünf Innenhöfen. Für die Skulpturensammlung ist das durch die großen Fenster einfallende Streiflicht ein Segen, betont es doch die Oberflächen und plastischen Qualitäten der Werke, die als dreidimensionale Objekte im wandernden Licht ganz besonders sinnliche Effekte entfalten können.

Hinzu kommt, dass man beim Bau des Hauses, das unter Mitwirkung des damaligen Generaldirektors der Königlichen Museen, Wilhelm von Bode, konzipiert wurde, nicht auf die großzügigen Enfiladen verzichten wollte, die fast alle großen Museumsbauten des 19. Jahrhunderts prägen. Im Bode-Museum, das sich in den Ausstellungsräumen fast wie ein gleichseitiger Flügelbau erschließt, wird einem die unregelmäßige Ausrichtung des Baus nur dann klar, wenn man durch schräg liegende Türen geht oder über die Innenhöfe auf ungerade Fassaden blickt. Die Künste aber, die nach Bodes Vorstellung von Stilräumen zusammengeführt wurden, sollte der Besucher über lange, großzügige Blickachsen erschließen können.

Sah damals schon so aus wie heute: der Grundriss des Bode-Museums, entworfen von dem Architekten Ernst von Ihne, in der fünften Auflage des Beschreibenden Verzeichnisses der Gemälde im Kaiser Friedrich-Museum von 1904
Sah damals schon so aus wie heute: der Grundriss des Bode-Museums, entworfen von dem Architekten Ernst von Ihne, in der fünften Auflage des Beschreibenden Verzeichnisses der Gemälde im Kaiser Friedrich-Museum von 1904.

In seiner mehr als hundertjährigen Geschichte hat das Museum viel erlebt, den Grundcharakter der Baus hat man auch in der zuletzt 2006 beendeten Renovierung beibehalten. In einem Haus, das mit seinen Marmorfußböden, italienischen Holzdecken und Portalen vielfältige subtile Akzente in den Ausstellungsräumen setzt und heute zudem den Namen seines geistigen Schöpfers trägt, ist die Rotation und Variation eine Herausforderung. Was zum Beispiel macht man mit den Wandflächen zwischen den Fenstern, die nur von indirektem Naturlicht getroffen werden?

Neville Rowley, der Kurator für italienische Kunst vor 1500, ist für das Experiment – und hat mit einer mobilen Stellwand gearbeitet.

Schon kurz nach Bodes Tod (1929) wollte man mehr Wandfläche für die Objekte gewinnen: die historische Aufnahme von 1933 zeigt die Aufstellung der Skulpturensammlung im Kaiser-Friedrich-Museum, Raum 19 © Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin
Schon kurz nach Bodes Tod (1929) wollte man mehr Wandfläche für die Objekte gewinnen: Die historische Aufnahme von 1933 zeigt die Aufstellung der Skulpturensammlung im Kaiser-Friedrich-Museum, Raum 19. © Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv
Die zusätzliche Wandfläche; Reproduktionen hängen auf den Schattenseiten zwischen den Fenstern. Es ist nicht ganz einfach, hier Originalwerke zu zeigen
Die zusätzliche Wandfläche in der derzeitigen Präsentation. Reproduktionen hängen auf den Schattenseiten zwischen den Fenstern. Es ist nicht ganz einfach, hier Originalwerke zu zeigen.

Der Gewinn an Ausstellungsfläche ermöglicht es, die Objekte im natürlichen Licht von der Seite zu zeigen, und das kommt den Exponaten gleich aus mehreren Gründen zugute, denn die temporäre Wandfläche bietet nicht einfach nur Platz, um mehr interessante Objekte zu zeigen, die sich sonst im Depot befinden. Sie widmet sich auch einer ganz aktuellen Geschichte, die an die vergangene Ausstellung „Das verschwundene Museum“ (19. März bis 27. September 2015) anschließt. Thematisiert wurden in der Sonderausstellung die Kriegsschäden und -verluste in den Beständen der Skulpturensammlung und Gemäldegalerie sowie die bis heute andauernde Aufarbeitung. Die Provenienzforschung, also die Suche nach der Herkunftsgeschichte von Kunstwerken, und die immer wieder relevanten Herausforderungen an die Restaurierung beschädigter Werke standen dabei im Zentrum.

Zwei besonders eindrückliche Dokumentationen konnten in der Ausstellung die Chancen dieser Auseinandersetzung aufzeigen: Einerseits wurde die Geschichte des Reliefs der Madonna mit Kind von Antonio Rossellino, das heute wieder im Bode-Museum zu sehen ist, anschaulich vor Augen geführt. Dabei konnten die Besucher den Weg von Vorkriegsaufnahmen über die Dokumentation des beschädigten Zustands bis zur Rekonstruktion aus der Gipsformerei nachverfolgen.

Den wichtigsten Etappen der tiefgreifenden Veränderungen in der neueren Objektgeschichte des Reliefs ist daher eine Hälfte der temporären Stellwand gewidmet.

Antonio Rossellino, Madonna mit Kind, um 1460 in der Ausstellung Das verschwundene Museum im Frühjahr/Sommer 2015. Von links nach rechts: Reproduktion eines Madonnenreliefs aus dem Metropolitan Museum of Art in New York, Malmodell von 1902, im Zentrum das Original nach der Restaurierung von 2012, Reproduktion des Zustands von 1958, neuer Gipsabguss. Foto: Fabian Fröhlich
Antonio Rossellino, Madonna mit Kind, um 1460 in der Ausstellung Das verschwundene Museum im Frühjahr/Sommer 2015. Von links nach rechts: Reproduktion eines Madonnenreliefs aus dem Metropolitan Museum of Art in New York, Malmodell von 1902, im Zentrum das Original nach der Restaurierung von 2012, Reproduktion des Zustands von 1958, neuer Gipsabguss. © Staatliche Museen zu Berlin / Foto: Fabian Fröhlich
Antonio Rossellino, Madonna mit Kind, um 1460 © Foto: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Fotograf/in: Antje Voigt
Antonio Rossellino, Madonna mit Kind, um 1460 © Staatliche Museen zu Berlin / Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Foto: Antje Voigt

Die Gipsabgüsse der Berliner Museen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert konnten in der Ausstellung die große Bedeutung dieser umfangreichen Objektdokumentation für die heutige Restaurierungspraxis aufzeigen. Exemplarisch standen sie zugleich für jene Werke, die zwar materiell als verloren oder verschollen gelten, nicht aber in der Erinnerung.

Das bringt uns zum zweiten Aspekt der Stellwand. Denn die hier gezeigten Objekte sind keine Originale, sondern Abgüsse und historische Fotografien, die von einer kuratorischen Erläuterung begleitet werden und die nicht immer ganz losgelöst vom Sammlungszusammenhang gesehen werden können. Die temporäre Inszenierung soll den Besuchern auch diesen Einblick ermöglichen: dass zwischen den Meisterwerken der Florentiner Bildhauerkunst in Bodes Renaissance-Museum auch Platz sein kann, die Geschichte des Hauses weiter zu erzählen.

Donatello-Wand: historische Aufnahme und moderner Gipsabguss der Geißelung Christi (l.); Gipsabguss der Bronzefigur Johannes des Täufers
Donatello-Wand: historische Aufnahme und moderner Gipsabguss der Geißelung Christi (l.); Gipsabguss der Bronzefigur Johannes des Täufers
Im Streiflicht: das Detail des Gipses der Donatello-Bronze Johannes des Täufers zeigt, wie gut die Schatten die plastischen Qualitäten des getönten Abgusses hervorheben
Im Streiflicht: das Detail des Gipses der Donatello-Bronze Johannes des Täufers zeigt, wie gut die Schatten die plastischen Qualitäten des getönten Abgusses hervorheben

Im September 2015 fand das Forschungskolloquium „Donatello und das verschwundene Museum“ im Bode-Museum statt. Dort zeigte der Kurator Vasily Rastorguev vom Puschkin Museum in Moskau erstmals Bilder der in Berlin für verloren gehaltenen Werke, die dem Renaissance-Bildhauer Donatello zugeschrieben wurden, nach 1945 aber aus dem Blick der Forschung verschwanden. Dass diese Werke im Puschkin-Museum aufbewahrt werden, wurde der Fachwelt erstmals in Rastorguevs öffentlichen Vortrag mitgeteilt. Eine deutsch-russische Kooperation wird in den kommenden Jahren die gemeinsame Restaurierung und Erforschung der Werke voranbringen, wie das Puschkin-Museum und der Leiter des Bode-Museums, Julien Chapuis in einem Interview angekündigt haben. Diese Aufgabe wird Wissenschaftler in den kommenden Jahren beschäftigen.

In der Zwischenzeit können die Besucher von dem neuen Interesse an den Werken Donatellos und von deren Dokumentation in den Berliner Sammlungen profitieren: die umfangreiche wissenschaftliche Bearbeitung in Form von ausführlichen Katalogeinträgen ist nicht nur für die berühmte Pazzi-Madonna seit diesem Jahr auf SMB Digital erreichbar.

Text und Fotos (soweit nicht anders vermerkt): Christine Seidel

Blick über die Schultern von Giambolognas Herkules (um 1600) im Bode-Museum. Im Hintergrund ist der Abguss der Bronze Johannes des Täufers zu sehen
Blick über die Schultern von Giambolognas Herkules (um 1600) im Bode-Museum. Im Hintergrund ist der Abguss der Bronze Johannes des Täufers zu sehen.

Demontage der Neuen Nationalgalerie

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Die Arbeiten in der Neuen Nationalgalerie gehen voran und die komplette Demontage des originalen Mies-Interieurs hat begonnen. Anne Schmedding und Constanze von Marlin waren vor Ort und haben den Arbeitern über die Schulter geschaut.

Die Drehtür der großen Halle der Neuen Nationalgalerie  wird ausgebaut. Foto: schmedding.vonmarlin
Die Drehtür der großen Halle der Neuen Nationalgalerie wird ausgebaut. Foto: schmedding.vonmarlin
Die Inventarisierungsnummer der Drehtür links. Foto: schmedding.vonmarlin
Die Inventarisierungsnummer der Drehtür links. Foto: schmedding.vonmarlin
Handwerker rekonstruieren die Konstruktion der Drehtür, um sie auszubauen. Foto: schmedding.vonmarlin
Handwerker rekonstruieren die Konstruktion der Drehtür, um sie auszubauen. Foto: schmedding.vonmarlin
Augebaute Scheiben der Drehtür. Foto: schmedding.vonmarlin
Augebaute Scheiben der Drehtür. Foto: schmedding.vonmarlin
Garderobe rechts vor der Demontage. Foto: schmedding.vonmarlin
Garderobe rechts vor der Demontage. Foto: schmedding.vonmarlin
Garderobe links nach der Demontage. Foto: schmedding.vonmarlin
Garderobe links nach der Demontage. Foto: schmedding.vonmarlin
Holzverkleidung der Garderobe. Foto: schmedding.vonmarlin
Holzverkleidung der Garderobe. Foto: schmedding.vonmarlin
Unterkonstruktion der Garderobe. Foto: schmedding.vonmarlin
Unterkonstruktion der Garderobe. Foto: schmedding.vonmarlin
Überbleibsel aus der Garderobe. Foto: schmedding.vonmarlin
Überbleibsel aus der Garderobe. Foto: schmedding.vonmarlin
In Kisten verpackte Deckenlampen. Foto: schmedding.vonmarlin
In Kisten verpackte Deckenlampen. Foto: schmedding.vonmarlin
Fehlendes Gitter im Marmor verleideten Versorgungsschacht. Foto: schmedding.vonmarlin
Fehlendes Gitter im Marmor verleideten Versorgungsschacht. Foto: schmedding.vonmarlin
Einhausung eines Arbeitsbereichs im Untergeschoss wegen Schadstoffbelastungen. Foto: schmedding.vonmarlin
Einhausung eines Arbeitsbereichs im Untergeschoss wegen Schadstoffbelastungen. Foto: schmedding.vonmarlin
Überbleibsel an der Wand. Foto: schmedding.vonmarlin
Überbleibsel an der Wand. Foto: schmedding.vonmarlin
Ausgebaute Schalter und Steckdosen. Foto: schmedding.vonmarlin
Ausgebaute Schalter und Steckdosen. Foto: schmedding.vonmarlin
Flur im Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin
Flur im Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin
Ausgebaute Metalltüren. Foto: schmedding.vonmarlin
Ausgebaute Metalltüren. Foto: schmedding.vonmarlin
"Ausgang"-Schild aus der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin
“Ausgang”-Schild aus der Neuen Nationalgalerie. Foto: schmedding.vonmarlin
Ohne regelmäßige Pflege wuchert das Gras. Foto: schmedding.vonmarlin
Ohne regelmäßige Pflege wuchert das Gras. Foto: schmedding.vonmarlin

Fotos: schmedding.vonmarlin

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